Hufeisenrap

Der Rapper Ben Salomo rappt gegen Antisemitismus - und bedient sich auch der Extremismustheorie

  • Florian Brand
  • Lesedauer: 2 Min.

Eigentlich müsste man Ben Salomo für seine Abrechnung mit dem antisemitischen Teil der deutschsprachigen Rapszene feiern. Den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus nahm der Rapper mit israelischen Wurzeln in der vergangenen Woche zum Anlass und veröffentlichte am 27. Januar seinen neuen Song »Sie sagen mir« auf seinem Youtube-Kanal.

Darin heißt es unter anderem: »Sie sagen mir ›gewöhn dich dran, wenn wieder Nazis marschieren und die Menschen jede Warnung ignorieren‹/ Sie sagen mir ›gewöhn dich dran, wenn sich Migranten weiter radikalisieren und den Hass multiplizieren‹ / Sie sagen mir ›gewöhn dich dran‹ doch ich bin nicht bereit, ihre falsche Toleranz zu akzeptieren.«

Vor 20 Jahren hatte Salomo, der mit bürgerlichem Namen Jonathan Kalmanovich heißt, Deutschlands größtes Battle-Rap-Event »Rap am Mittwoch« (RAM) aus der Traufe gehoben, wo sich seither regelmäßig Wortakrobat*innen im lyrischen Wettstreit duellieren. Im Zuge der Kontroverse um die antisemitischen Textzeilen des Düsseldorfer Rappers Farid Bang hängte Salomo seinen Job als RAM-Moderator und Organisator im vergangenen Jahr an den Nagel und ging ausdrücklich auf Distanz zur hiesigen Rap-Szene.

BEN SALOMO - SIE SAGEN MIR (OFFICIAL VIDEO)

In einem Interview, welches der in Rechovot geborene und in Berlin aufgewachsene Rapper der »Morgenpost« gab, warf er der Rap-Szene vor, mindestens genauso antisemitisch zu sein wie Rechtsrock.

Angefeindet wurde der 42-Jährige aber nicht erst in der Musikszene, wo er regelmäßig mit antisemitischen Klischees und Verschwörungstheorien konfrontiert wurde. Bereits in der Schule und in seinem Kiez sei er diskriminiert worden, so Salomo.

In seinem Song klammert der jüdische Rapper jedoch aus, dass Antisemitismus nicht allein von Rechtsradikalen und Migrant*innen kolportiert wird, sondern auch aus der gesellschaftlichen Mitte kommt. Zum Schluss bedient er sich gar der Extremismustheorie: »Ich fühle mich eingekesselt, weil der Faschismus um sich greift/ Ob Islamismus, Rechts- oder Linksextremismus, diese -ismen sind alle gleich.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.