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Ziemlich rechte Freunde
Zwei schwarz-grüne Law-and-Order-Politiker demonstrieren Einigkeit bei einer Berlin-Safari
Görlitzer Park. Mittwoch, High Noon. Zwei Sheriffs betreten die Szenerie. Mit viel Fantasie wirbelt der Wind Staub über die Wege, das Unterbewusstsein spielt Westernmusik. So zumindest durfte man sich im Voraus das Grusel-Highlight der Berlin-Safari vorstellen, zu der Burkard Dregger (CDU) den Grünen Boris Palmer eingeladen hatte.
Der Oberbürgermeister der Schwabenstadt Tübingen hatte sich Ende letzten Jahres abermals in die Schlagzeilen gebracht, indem er über Berlin verkündete: »Wenn ich dort ankomme, denke ich immer: Vorsicht, Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands«. Dregger, seit gut einem halben Jahr Vorsitzender der Berliner CDU-Fraktion und somit Oppositionsführer, hat sich vorgenommen, dieses Bild etwas zurechtzurücken, erklärte er am Mittwoch. »Wenn ein bekannter und stets willkommener Gast unserer Stadt wie Herr Palmer Kritik äußert, dann sollte man sich dieser stellen, finde ich. Es geht nicht darum, die Probleme zu negieren, wir wollten aber auch auf die erfolgreichen Teile aufmerksam machen.«
Und so beginnen sie ihre Tour mit bester Laune und ersten Witzeleien, über die S-Bahn beziehungsweise die fehlenden Radwege, denen beide ihre Verspätung zu verdanken hätten. Doch mit dem CityCube, einer riesigen, digitalisierten Veranstaltungshalle auf dem Berliner Messegelände, leistet die erste Station ihren zu erwartenden Beitrag zur Ehrenrettung der Hauptstadt: Während Dregger breit grinsend seinen Coup genießt, übernimmt Palmer die Show und tollt unter den Augen zahlloser Pressekameras in einer digitalen Version eines noch größeren Gebäudes herum, das sich derzeit nebenan noch im Bau befindet. »In diese Halle würde ja jeder Tübinger Stadtteil perfekt reinpassen«, zeigt er sich beeindruckt.
»Ein Projekt, das noch aus unserer Regierungszeit stammt«, kommentiert CDU-Mann Dregger - falls jemand noch nicht verstanden hat, was hier eigentlich demonstriert werden soll: Wo sich Grün mit Rottönen mischt, wie im Görlitzer Park in Kreuzberg, funktioniert Berlin tatsächlich nicht. Schwarz-grün aber ist die Zukunft. Das ist die Botschaft, und auch Palmer vertritt diese seit Jahren.
Nicht dessen Amt ist es, das den Oberbürgermeister für diese Vorstellung prädestiniert, das weiß Dregger selbst. Aber man pflege ja auch zu den Hauptstadt-Grünen ein »sehr vernünftiges Arbeitsverhältnis«, lobt er. Vielmehr ist Palmer dank seiner markigen Sprüche, in denen er Dregger um nichts nachsteht, und seiner rechten Randposition innerhalb der Grünen ein passender Botschafter - und wegen des Medienrummels, den er garantiert. Kein Bürgermeister einer kleinen Stadt bevölkert mehr Talkshows, kaum einer sorgt für mehr Schlagzeilen. Mal stellt er das selbst fotografierte Kennzeichen eines Falschparkers ins Netz, der das schwäbische Idyll trügt, mal packt er eigenhändig einen aufmüpfigen Studenten, um ihn wegen Ruhestörung dran zu kriegen.
Vor allem aber seine Ausfälle über Geflüchtete sind es, denen er seine Bekanntheit verdankt. So plädierte er etwa 2015 im heimischen Lokalblatt dafür, die EU-Außengrenzen zu schließen - notfalls bewaffnet. Nur einer von vielen Fällen, in denen er später klagte, man stelle ihn zu unrecht in die »rechte Ecke«, ganz so sei es ja nicht gemeint gewesen - was ihm nur weitere Aufmerksamkeit bescherte.
Es sind also zwei lang gediente Politprofis, die die Medien nicht nur kennen, sondern explizit suchen, die kurz vor Mittag den Görlitzer Park betreten. Von Western-Spannung jedoch keine Spur, obwohl sich zwei Mannschaftswagen der Polizei redlich Mühe geben, dem Ort bereits zur Mittagszeit einen gefährlichen Anstrich zu verleihen. Auch die Erklärung, Anwohner würden aus Angst vor wahlweise Dealern oder Autonomen hier nicht mehr mit der Presse sprechen, tut auf dem Weg noch ihr Bestes. Auch die Vermutung, der illustre Aufmarsch könne verhindern, dass man Dealer in freier Wildbahn zu Gesicht bekommt, wird ausgesprochen.
Und so kommt es schließlich auch. Stattdessen spielen Kleinkinder nebenan, als die beiden Hardliner über unbenutzbare öffentliche Flächen sprechen. Darüber, ob die Legalisierung von Cannabis eine Option ist, sind sich die beiden noch uneins. In Kontakt bleiben wolle man aber auf jeden Fall, erklären sie vergnügt. Wie eng der Kontakt ihrer Parteien in Zukunft sein wird, muss sich indes noch zeigen.
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