Rechtsextreme Burschenschaft fliegt aus Jena raus

Gaststätte kündigt Verbindung die Räumlichkeiten für geplantes Stiftungsfest am Wochenende

  • Sebastian Haak
  • Lesedauer: 2 Min.

Kahla. Anders als es von den Organisatoren geplant war, wird das nächste und wahrscheinlich vorerst letzte Stiftungsfest der als rechtsextrem geltenden Burschenschaft »Normannia zu Jena« wohl doch nicht teilweise in Jena stattfinden. Eine Gaststätte, in der sich die Burschen am Wochenende eigentlich unter anderem zum Abendessen hatten treffen wollen, hat nach »nd«-Informationen die Reservierung der Normannia inzwischen zurückgewiesen. Zuvor waren die Betreiber der Gaststätte von einer Gruppe, die sich selbst »Antifaschistische Initiative ‚Remember sieben auf einen Streich‘« nennt, darauf hingewiesen worden, wer sich da in der Lokalität einmieten wollte. Die Organisatoren des Stiftungsfestes der Normannia hatten in der Gaststätte den Informationen nach nicht als Burschenschaft, sondern unter dem Namen einer Person mehrere Tische reserviert.

Vor wenigen Tagen war durch einen »nd«-Bericht öffentlich geworden, dass die Normannia von Freitag bis Sonntag ihr Stiftungsfest in Kahla und Jena veranstalten will – und dabei die zumindest vorläufige, tatsächliche Auflösung der Studentenverbindung plant. In der Einladung der Burschenschaft heißt es, die Normannia beende »ihr aktives Dasein mit dem Schritt in die Vertagung«. Weil dieser Schritt wohlüberlegt sein müsse, sei es »die Pflicht eines jeden Bundesbruders, zur Bundesversammlung zu erscheinen und sich auf die Thematik vorzubereiten«. Nachdem die Gaststätte die Reservierung der Burschenschaft zurückgewiesen hat, gilt es als wahrscheinlich, dass sich die Mitglieder der Verbindung ausschließlich in Kahla versammeln werden.

Studentenverbindungen »vertagen« sich oder gehen »in die Vertagung«, wenn sie ihre gewöhnlichen Aktivitäten einstellen, also das Verbindungsleben tatsächlich eingestellt wird. Formal bleiben sie allerdings weiterhin bestehen, sodass sie später wieder reaktiviert werden können.

Die »Normannia zu Jena« ist die einzige Burschenschaft im Freistaat, die von den Thüringer Sicherheitsbehörden beobachtet wird, weil sie als rechtsextrem gilt. In der Antwort des Thüringer Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der LINKEN-Abgeordneten Katharina König-Preuss aus dem vergangenen Jahr hieß es, die Anzahl der aktiven Mitglieder der Verbindung bewege sich vermutlich im unteren zweistelligen Bereich.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -