Unbequeme Schulstreiks

Stefan Otto über das Verletzen von Spielregeln

Die Schulstreiks erreichen gerade eine neue Stufe. Bislang hat es dafür viel Zustimmung gegeben. Wer sollte auch schon was dagegen haben, wenn Jugendliche für Klimaschutz sind? Selbst Kanzlerin Angela Merkel begrüßte das Engagement der Schüler*innen – »ausdrücklich« sogar, wie sie über ihren Sprecher verlauten ließ. Also alles schön und gut. Eigentlich.

Doch die Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) wies nun – nach einigen Streik-Freitagen – darauf hin, dass die Proteste doch bitte nicht in die Schulzeit fallen sollten. Ihre Ressortkollegin in Nordrhein-Westfalen, Yvonne Gebauer (FDP), drohte sogar mit Bußgeld. Woraufhin Eltern sich mit einem offenen Brief demonstrativ hinter ihre Kinder stellten.
Tatsächlich braucht es diesen Bruch der Spielregeln.

Schließlich haben die Streiks nichts mit fröhlichem Schulschwänzen zu tun, sondern sie drücken große Sorge aus und beinhalten eine Aufforderung zum Handeln. Die junge Generation hat begonnen, die alte wachzurütteln. Das ist auch dringend nötig – wie der Streit über das geplante Klimaschutzgesetz zeigt. Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) plant zwar verbindliche CO2-Einsparvorgaben, wird sich damit aber wohl nicht durchsetzen. Nicht einmal ein Tempolimit auf Autobahnen ist absehbar.

Das zeigt, wie halbherzig Klimaschutz betrieben wird. Solange er nicht einschränkend wirkt, ist er genehm. Auch die Schulproteste sind willkommen, so lange sie lieb und nett sind. Werden sie unbequem, dann nicht. Dabei ist längst ein radikaler Kurswechsel nötig – wie ihn die Schüler*innen jede Woche Freitag fordern.

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