Übel und gefährlich
Stefan Otto über die schlechten Personalschlüssel in den Kindergärten
Die Ergebnisse der Umfrage unter Leitungskräften in Kindergärten überraschen keineswegs. Dass die Einrichtungen nur selten gute Betreuungsschlüssel haben, ist bekannt. Derzeit erfüllen allenfalls Kitas in Baden-Württemberg die von Wissenschaftlern empfohlenen Richtwerte. Bei Unter-Dreijährigen sollte sich ihnen zufolge eine Fachkraft um drei Kinder kümmern, bei den Älteren um sieben bis acht Kinder.
Über die Auswirkungen der schlechten Personalsituation berichten die Leitungskräfte eindrucksvoll: Angebote müssen zusammengestrichen werden - und so manche Erzieherin fragt sich, warum sie eine pädagogische Ausbildung gemacht hat, wenn sie doch nur eine Basisbetreuung anbieten kann. Immer wieder gibt es auch Situationen, in denen Fachkräfte die Aufsicht nicht mehr gewährleisten können. Das ist gravierend und gefährdet das Kindeswohl. Dabei verstoßen die Einrichtungen nicht einmal gegen die vorgegebenen Personalschlüssel. Die Länder sorgen nur langsam für Verbesserungen - weil Tausende neue Stellen geschaffen werden müssten, die entsprechend viel kosten.
Angesichts dieses akuten Notstands ist es nur schwer vermittelbar, dass ausgerechnet jetzt viele Länder die Gebührenfreiheit voranbringen. Denn was nutzt den Eltern eine Gratis-Kita, wenn sie fürchten müssen, ihre Kinder sind dort nicht gut aufgehoben?
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