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Vier mal so viel: Deutlich mehr Streiktage 2018 in Deutschland
Im vergangenen Jahr gab es vier Mal so viele Streiks wie noch 2017 / Metaller und Beschäftigte im Öffentlichen Dienst besonders streikfreudig
Düsseldorf. Im vorigen Jahr ist die Anzahl der durch Streiks ausgefallenen Arbeitstage auf rund eine Million gestiegen. Das bedeute gegenüber dem Vorjahr (238.000) eine Steigerung um mehr als das Vierfache, teilte die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf am Donnerstag mit Verweis auf die aktuelle Jahresbilanz zur Arbeitskampfentwicklung mit. Deutlich höher fiel auch die Streikbeteiligung aus: Sie legte von 131.000 auf knapp 1,2 Millionen Streikteilnehmer zu, hieß es.
»Ausschlaggebend für die deutlichen Anstiege bei Streikbeteiligung und Ausfalltagen waren die umfangreichen Streikaktionen während der Metall-Tarifrunde im vergangenen Jahr«, sagte der Arbeitskampfexperte des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Stiftung, Heiner Dribbusch.
»Allein auf diesen Arbeitskampf entfielen rund 60 Prozent aller Ausfalltage sowie mehr als drei Viertel aller Streikbeteiligten.« Größere Warnstreiks begleiteten laut Dribbusch außerdem die Tarifrunde für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen. Allerdings war 2017 im Vergleich auch ein Jahr mit wenigen Arbeitskämpfen.
In der internationalen Streikstatistik liegt Deutschland nach wie vor im unteren Mittelfeld. Nach Schätzung des WSI fielen hierzulande zwischen 2008 und 2017 im Jahresdurchschnitt pro 1.000 Beschäftigte 16 Arbeitstage aus. In Dänemark waren es im gleichen Zeitraum 116 und in Frankreichs Privatwirtschaft 118 Ausfalltage. Ein merklich niedrigeres Streikvolumen als in Deutschland findet sich hingegen in Polen, Schweden, Österreich und der Schweiz. Im internationalen Vergleich ist laut Dribbusch aber zu beachten, dass die Arbeitskampfstatistiken auf teilweise sehr unterschiedlichen Erfassungsmethoden basieren.
Insgesamt zählte das WSI im vergangenen Jahr in Deutschland 216 unterschiedliche von Streiks begleitete Auseinandersetzungen. Die große Mehrzahl davon waren wie in den Jahren zuvor Arbeitskämpfe um Haus- und Firmentarifverträge. epd/nd
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