- Kommentare
- Zentrum für Politische Schönheit
Mit Kanonen auf Pazifisten
Stefan Otto über die Ermittlungen gegen das Zentrum für Politische Schönheit
Es ist absurd, dass ausgerechnet Aktionskünstler des Zentrums für Politische Schönheit (ZPS) unter dem Verdacht stehen, eine kriminelle Vereinigung zu sein. Seit 16 Monaten laufen nun schon die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Gera gegen die Aktivisten, nachdem diese auf dem Nachbargrundstück des AfD-Rechtsaußen Björn Höcke in Thüringen eine Nachbildung des Holocaust-Mahnmals aufgestellt haben. Der Vorwurf ist gravierend. Mag die Aktion, zu der auch eine Kameraüberwachung von Höckes Grundstück gehörte, selbst bei manchen Linken umstritten gewesen sein, fehlt ihr doch vor allem eines: kriminelle Energie. Durch künstlerische Interventionen will die Gruppe doch gerade auf humanitäre Themen und Defizite beim Schutz von Menschenleben aufmerksam machen.
Aber so haltlos die Ermittlungen auch zu sein scheinen, besorgniserregend sind sie trotzdem. Denn die Staatsanwaltschaft folgt damit exakt dem Rechtsverständnis der AfD, die den Aktivisten des ZPS vorgeworfen hat, »Terroristen« zu sein. Das ist kein Zufall. Tatsächlich ist mit dem Erstarken der AfD auch das Klima bei den Strafverfolgungsbehörden rauer geworden: Werden auf Demonstrationen kurdische Fahnen gezeigt, hagelt es sogleich Ermittlungsverfahren, und selbst gewaltlose Sitzblockaden gelten bereits als Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.