EU-Kommission droht Autoherstellern mit Bußgeldern

BMW, Daimler und Volkswagen sollen gegen EU-Wettbewerbsvorschriften verstoßen haben

  • Lesedauer: 2 Min.

Brüssel. Den Autobauern BMW, Daimler und Volkswagen drohen wegen illegaler Absprachen bei der Abgastechnik empfindliche Bußgelder. Die EU-Kommission habe »Anlass zur Sorge«, dass die drei Konzerne gegen die EU-Wettbewerbsvorschriften verstoßen haben könnten, erklärte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Freitag in Brüssel. Die Behörde verschickte demnach Schreiben mit ihren Beschwerdepunkten an alle drei Unternehmen - die Autobauer können nun zunächst dazu Stellung nehmen.

Die Kommission sei der »vorläufigen Ansicht«, dass sich BMW, Daimler und VW an »systematischen Absprachen beteiligten«, teilte die EU-Kommission mit. Es geht dabei um Absprachen zwischen 2006 und 2014 bei Systemen der Abgasreinigung. Die Konzerne sollen sich darauf verständigt haben, »den Wettbewerb bei der Entwicklung von Technologien zur Reinigung der Emissionen von Diesel- und Benzin- Pkw einzuschränken«, erläuterte die EU-Behörde.

Konkret geht es etwa um Absprachen zur Größe von Harnstoff-Tanks für Stickoxid-Katalysatoren in Dieselautos. Auch Dosierstrategien und Reichweiten pro Tankfüllung sollen abgesprochen worden sein. Außerdem sollen die Hersteller vereinbart haben, keine Partikelfilter gegen Feinstaub in Benzinautos einzubauen.

Laut Kommission geht es nicht um Preisabsprachen oder eine Marktaufteilung. Gleichwohl könnte das Verhalten der Autobauer darauf abgezielt haben, den »Innovationswettbewerb bei diesen beiden Abgasreinigungssystemen einzuschränken« und Verbrauchern damit die Möglichkeit zu verwehren, »umweltfreundlichere Fahrzeuge zu kaufen«.

Die EU-Kommission hatte im September eine eingehende Untersuchung eingeleitet, die Beschwerdebriefe sind Teil dieses Prozesses. Die Autobauer dürfen nun die Untersuchungsakte der Kommission einsehen, schriftlich Stellung nehmen und eine mündliche Anhörung beantragen. Sollte die Kommission letztlich zu der Überzeugung gelangen, dass das Wettbewerbsrecht verletzt wurde, kann sie den Firmen Geldbußen von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes auferlegen.

Eine Daimler-Sprecherin erklärte, der Autobauer habe »Kenntnis über den Erlass der Beschwerdepunkte«. Allerdings erwarte das Unternehmen in dieser Sache »kein Bußgeld«, denn Daimler habe »frühzeitig und umfassend mit der Europäischen Kommission als Kronzeuge kooperiert«. Mit Verweis auf das laufende Verfahren wollte sich Daimler darüber hinaus nicht äußern.

Volkswagen bestätigte den Erhalt des Schreibens. Ein Sprecher erklärte, VW werde die Beschwerdepunkte nun prüfen und sich nach Auswertung der Untersuchungsakte äußern. Er verwies darauf, dass die Kommission »grundsätzlich« Kooperationen zwischen Herstellern zu technischen Fragen anerkenne. Zu den Vorwürfen hinsichtlich unzulässiger Abschalteinrichtungen gebe es zudem keine Verbindung. AFP/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.