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Die ganze Arbeitswelt
Ines Wallrodt über Maßnahmen für mehr Tarifbindung
Rund 77 000 Tarifverträge gibt es in Deutschland, eine Million Streiktage waren es 2018, ein Plus bei den Tariflöhnen von gut 14 Prozent innerhalb der letzten zehn Jahre - doch all diese Statistiken beschreiben nur die halbe Arbeitswelt. Die Hälfte aller Beschäftigten in Deutschland arbeitet ohne von den Gewerkschaften ausgehandelten Schutz. Das ist schlecht. Denn bei allen Einschränkungen im Detail: Tarifverträge stehen für höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten, längeren Urlaub, sie sorgen für gute Übergänge in die Rente oder regeln den maximalen Lärm am Arbeitsplatz. Sie verhindern, dass Wettbewerb über die Löhne betrieben wird. Wer das Leben der Lohnabhängigen verbessern will, muss daher die Tarifbindung stärken.
Das geht nur mit stärkeren Gewerkschaften. Die müssen sich dafür selber bewegen, neue Konzepte, eine andere Beteiligung von Beschäftigten erproben. Wo sie es tun, sind die Erfolge sichtbar, dann lassen sich auch gewerkschaftliche »Problemfälle« wie Fahrradkuriere oder Flugbegleiter organisieren. Gewerkschaften können aber nur mächtiger werden, wenn ihnen nicht ständig die Füße weggerissen werden. Deshalb muss die Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen leichter und ihre Nachwirkung auch bei Abspaltung von Betriebsteilen vorgeschrieben werden. Und die öffentliche Hand sollte bei ihren Aufträgen mit gutem Beispiel vorangehen.
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