Donald Trump und die »Hexenjagd«

Der US-Präsident beklagt sich über »präsidentielle Belästigung«. Im ndTrend Newsletter bekunden wir unser Mitgefühl.

  • Lou Zucker
  • Lesedauer: 3 Min.

Es tut uns leid, Donald Trump, dass dir so etwas widerfahren muss. Schlimm hört sich das an: »Presidential Harassment«. Oder in deiner Schreibweise: »PRESIDENTIAL HARASSMENT!« Alle Welt guckt nur auf den Mueller-Report und darauf, wie du versucht hast, die Ermittlungen gegen dich zu behindern. Dabei bist du, wie du auf Twitter schreibst, gerade Opfer von Belästigung geworden!

Dieser Text ist Teil des ndTrend Newsletter. Der wöchentliche Newsletter, verschafft Ihnen einen schnellen Überblick über die Themen die in der vergangenen Woche wirklich wichtig war. Jetzt anmelden.

Dieser spezifischen Form von Belästigung, unter der du leidest, wird generell viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Deshalb haben wir hier mal die wichtigsten Fakten zusammengetragen:

Anders als bei rassistischer oder sexualisierter Belästigung, werden keine äußeren oder angeborenen Merkmale als Anlass genommen, sondern ein ziemlich gut bezahltes und mächtiges Amt. Während die meisten Schwarzen Menschen, Frauen oder Trans*Personen kaum das Haus verlassen können, ohne potentieller Belästigung ausgesetzt zu sein (und oft ist noch nicht einmal das nötig), muss man für »präsidentielle Belästigung« erst einmal in ein Haus hineinkommen - und zwar in's Weiße. Noch ein Unterschied: Während von landläufigen Formen von Belästigung große Teile der Bevölkerung betroffen sind, ist es im Falle von »presidential harassment« nur eine einzige Person pro Staat.

Wir sind gegen jede Form von Belästigung und finden es wichtig, sich konsequent dagegen zur Wehr zu setzen. Schön, dass du uns jetzt in diesem Kampf unterstützt! 2017 waren wir uns da noch nicht so sicher. Damals gabst du damit an, du könntest als »Star« alles mit Frauen machen, was du wolltest, zum Beispiel, »sie an der Vagina begrapschen«. Wir freuen uns, dass auch du inzwischen Belästigung als Problem anerkennst, Donald.

Den entscheidensten Unterschied zwischen den verschiedenen »Diskriminierungsformen«, Donald, machst du selbst auf Twitter deutlich:»Ich hätte das Recht gehabt, die Hexenjagd zu beenden«, schreibst du dort. Und weiter: »Ich hätte von meinem Exekutiven Privileg Gebrauch machen können. Habe ich aber nicht«

So ein Privileg, mit dem wir die Belästigung, Verfolgung und Unterdrückung gegen uns einfach jederzeit stoppen könnten, haben viele von uns nicht. Erst recht nicht die Zehntausenden, vor allem arme Frauen, die während der tatsächlichen Hexenverfolgung umgebracht wurden. Aber du erkennst deine Privilegien immerhin an. Auf die Schulter klopfend,

Deine nd-Trend Redaktion

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.