- Politik
- Manfred Weber
Einschnitte und Wunden
Eva Roth über konservative Flüchtlingspolitik und innere Gefahren
Europa hat eine offene Wunde, sagt Manfred Weber: die Migrationsfrage. Um diese Wunde zu heilen, müssten schnell zusätzlich 10 000 Frontex-Beamte die EU-Außengrenzen besser schützen, so der Spitzenkandidat der konservativen EVP für die EU-Wahl. Die Gefahr kommt aus seiner Sicht von außen, in Gestalt der »Illegalen«, die versuchen, in die EU zu kommen.
Anfang der 1990er Jahre wurden in Deutschland schon einmal Asylsuchende als Bedrohung dargestellt - und mit dieser Begründung das Asylrecht drastisch eingeschränkt. Doch damit war die Gefahr für Bürgerinnen und Bürger nicht gebannt. In den folgenden Jahren beschnitten deutsche Abgeordnete die Rechte von Arbeitslosen, Beschäftigten und Rentnern - mit schmerzhaften Folgen für Millionen Menschen, die weniger Lohn erhielten, sich mit prekären Stellen begnügen mussten und mit weniger Geld bei Jobverlust. Einen besseren Schutz ihrer Einkünfte erhielten hingegen Gutverdiener und Unternehmen via Steuersenkungen. Es waren nicht die Asylsuchenden, sondern der einheimische Bundestag, der entschieden hat, wen er schützt und wem er »Opfer« abverlangt.
Wenn Weber nun wieder erklärt, er wolle eine vermeintliche Gefahr von außen bannen, dann verspricht er damit keineswegs mehr Schutz für die Mehrheit der Menschen in der Europäischen Union.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.