Die »Judensau« muss bleiben!

Christian Klemm über ein antisemitisches Relief in Wittenberg

Der »Reformator« Martin Luther war ein glühender Antisemit. So hetzte er in seinem Spätwerk gegen Menschen jüdischen Glaubens. Später nahm der nationalsozialistische Machtapparat diesen Faden wieder auf, propagierte und setze in historischer Einzigartigkeit die Vernichtung der Juden in Europa in die Tat um. Die sich zum Teil auf Luther berufenden christlichen Kirchen haben noch immer ein Problem mit Judenfeindlichkeit.

Erinnert sei an Aussagen des zurückgetretenen Papstes Joseph Ratzinger, die jüdische Geistliche in Aufregung versetzten. Und selbst zu den angeblichen Lebzeiten von Jesus Christus war Judenfeindschaft angesagt. An diese verheerende Kirchentradition erinnert das Sandsteinrelief »Judensau« an der Stadtkirche von Wittenberg, das eine Sau, aus deren Zitzen Menschen trinken, die Juden darstellen sollen, zeigt. Um daran ständig zu erinnern, sollte das Relief an der Wirkungsstätte Luthers erhalten bleiben.

Ähnliche Reliefs existieren an unzähligen Kirchen in der Bundesrepublik. Demontiert man die »Judensau« in Wittenberg, müsste der Rest ebenfalls abgehängt werden. Das jedoch käme einem Verstecken des historischen Antijudaismus gleich. Eine historische Einbettung der antisemitischen Plastiken, die eine rote Linie von der Antike über das Mittelalter bis zur Nazibarbarei zieht, wäre sicherlich die bessere Lösung.

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