- Berlin
- "Meuterei"
Die Schlüssel gehören uns
Marie Frank über Widerstand gegen die Verdrängung
Es vergeht mittlerweile kaum ein Tag in Berlin ohne die Hiobsbotschaft, dass alteingesessene Mieter*innnen aus ihren Räumlichkeiten verdrängt werden. Während die rund 1500 Mieter*innen der Sozialwohnungen in der Friedrichstraße in Kreuzberg noch um ihre Mietverträge fürchten müssen, stand die linke Kollektivkneipe »Meuterei« am Freitag bereits vor dem Aus: Ihr Mietvertrag war ausgelaufen und die allseits beliebte Kreuzberger Kiezkneipe sollte gewinnbringend verkauft werden. Profitorientiertes Gewerbe statt Sozialberatungen und Spieleabenden bei günstigen Getränkepreisen? Nein Danke, sagten sich die Kollektivmitglieder und entschlossen sich kurzerhand, einfach zu bleiben.
Das Modell macht Schule. Vorgemacht hatten es der Jugendclub Potse, die Kollektivkneipe Syndikat, das Bekleidungsgeschäft Kamil Mode und das queerfeministische Hausprojekt Liebig 34: Sie alle verweigerten zum Jahreswechsel die Schlüsselübergabe für ihre Räumlichkeiten. Mit Erfolg: Bis auf Kamil Mode sind sie alle noch da. Das macht Mut, denn es geht hier um mehr als nur symbolträchtigen Protest gegen den Ausverkauf der Stadt. Jeder Tag, den diese Menschen länger in ihren Räumen bleiben können, sei es um zu wohnen, zu arbeiten, zu feiern, sich politisch zu vernetzen oder Musik zu machen, ist ein Sieg gegen die Verdrängung von Menschen und nachbarschaftlichen Strukturen aus ihren Kiezen und damit ein Sieg der Menschlichkeit und Solidarität über die Gier nach Profit.
Fest der Linken 2019: Wie holt man sich die Stadt zurück?
Mietendeckel, Mietpreisbremse oder gleich Enteignung der großem Konzerne wie Deutsche Wohnen? Wohnen als soziale Frage drängt mit Macht aufs politische Parkett. Mit Harald Wolf, Sprecher für Verkehr, Energiewirtschaft, Beteiligungen der Berliner Linksfraktion, mit der Grünen-Abgeordneten Katrin Schmidberger und der Gruppe „Deutsche Wohnen & Co. enteignen!“ / dasND.de/fdlWohnen
Dossier: Wem gehört die Stadt?
Gegen den Ausverkauf der Wohninfrastruktur und des öffentlichen Raums
Verwertung einer Mieternation
Wie die heutige Situation auf dem deutschen Wohnungsmarkt erschaffen wurde
Die Städte denen, die drin wohnen
Wohnen ist in den Mittelpunkt sozialer Fragen gerückt - wie können Antworten von Links in einer stark befeuerten Debatte aussehen?
nd-Serie: »Muss die Miete immer teurer werden?«
Andrej Holm räumt in einer 2017 von "neues deutschland" und der Rosa-Luxemburg-Stiftung 2017 präsentierten Serie mit Mythen über Wohnungsbau, Wohnungswirtschaft und Mieten auf.
dasnd.de/WohnenHolm
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.