- Kommentare
- Rot-Grün-Rot
Keine Blaupause
Jana Frielinghaus über Rot-Grün-Rot in Bremen und Berlin
Dass es mit Bremen in Kürze wahrscheinlich erstmals ein westliches Bundesland gibt, in dem SPD, Grüne und LINKE regieren, könnte Willy Brandts Erben auch im Bund die Entscheidung für »R2G« erleichtern. Bisher fehlte ihnen der Wille dazu.
In Ostdeutschland und Berlin dagegen sind rot-rote Koalitionen seit 20 Jahren Alltag, Bündnisse unter Einschluss der Grünen seit 2014. In der Hauptstadt war es 2001 erklärtes Ziel der SPD, die LINKE-Vorgängerin PDS zu »entzaubern«, was ihr nach zwei Legislaturperioden auch gründlich gelungen war. Auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern war die Umarmungsstrategie erfolgreich. Ob es der LINKEN in Bremen gelingen wird, mehr als ein Anhängsel zu sein, bleibt abzuwarten. Möglich wäre es - und denkbar wäre ja auch, bei geplantem Sozial- oder Grundrechteabbau den Koalitionsbruch zu riskieren. Das würde mehr Respekt beim Wähler bringen als Nibelungentreue zum Partner.
Auf Bundesebene scharren viele in der LINKEN bereits mit den Hufen. Doch in einer Bundesregierung wären die Gestaltungsmöglichkeiten für die Partei deutlich bescheidener als im kleinsten Bundesland - solange sich die politischen Kräfteverhältnisse nicht drastisch nach links verschieben. Unter den gegebenen Bedingungen würde sie der Mehrheit der Beschäftigten und den vom Hartz-Regime Drangsalierten einen Bärendienst erweisen, begriffe sie Regieren als Wert an sich. Im Bund käme die sehr reale Gefahr hinzu, dass die LINKE ihre Glaubwürdigkeit als einzige Antikriegspartei verliert.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.