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Wo bleibt meine Lasagne?
Drahtesel statt Jolly Jumper: Der Zeitgeist hinterlässt seine Spuren auch bei Lucky Luke.
Früher rauchte Lucky Luke einen Glimmstängel nach dem anderen. Unter Druck eines US-Trickfilmstudios musste er 1982 unfreiwillig damit aufhören und sich einen Grashalm zwischen die Lippen klemmen - er war das erste prominente Opfer der Anti-Tabak-Kreuzzüge.
Rund vierzig Jahre später tauscht der Cowboy, der bekanntlich schneller zieht als sein Schatten, abermals unfreiwillig, sein geliebtes Pferd und wahrscheinlich mit Diesel betriebenen Begleiter, Jolly Jumper, gegen ein umweltfreundliches Fahrrad. Was sollte auch sonst passieren, wenn ein Berliner Zeichner die Regie übernimmt?
Der Künstler Mawil zeichnet für den gewandelten Revolverhelden verantwortlich, den er in einem kindlichen Stil malt, der so gar nichts mehr gemeinsam hat mit den beliebten Zeichnungen des Belgiers Morris.
Luke gerät in den Schlagabtausch zweier Unternehmer, des bösen Hochradherstellers und des guten Tourenradtüftlers, wird prompt allein mit dem Velo in der Wüste zurückgelassen und muss sich nun damit gen Westen durchschlagen.
Mawil, der laut eigener Angabe »absoluter Fahrradfan« ist, vermeidet Gott sei Dank jeden Bezug auf Klimaschutz, der den neuen Band unfassbar peinlich gemacht hätte. Nur weil Rechte fürchten, dass wir bald von den Grünen in einer Ökodiktatur regiert werden, muss sich doch der Prolet Lucky Luke nicht dem Zeitgeist beugen und wegen des Ozonlochs seinem Jolly Jumper ein Schicksal als Lasagne zuweisen.
Traurig ist jedoch, dass auch Mawil nicht ohne die rassistische Darstellung von Native Americans auskommt. Als wäre es ein Naturgesetz, sind da diese blutrünstigen Rothäute, die im Fahrrad ein Hexenwerk vermuten. Warum das sein musste, weiß wahrscheinlich nicht einmal Mawil selbst genau.
Am Ende finden Luke und Jumper wieder zueinander. Und weil der Gaul in der Zwischenzeit in der Pferdepension stark an Gewicht zugelegt hat und die Pfunde runtermüssen, reiten wir gemeinsam in den Sonnenuntergang.
Mawil:»Lucky Luke sattelt um«. Egmont-Verlag, 62 S., br., 7,99 €.
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