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Keine Häuser auf Geläuf und Green
Volksentscheid in Bremen verhindert Bebauung der Galopprennbahn
Eine Schlappe vereint SPD, Grüne und LINKE in Bremen, schon ehe sie sich zu Koalitionsverhandlungen für die künftige Bürgerschaft treffen. Die drei Fraktionen, Sozialdemokraten und Grüne noch als Regierungsbündnis, hatten sich für den Bau von rund 1000 Wohnungen auf der Galopprennbahn im Osten der Hansestadt ausgesprochen. Doch diesen Plänen hat die Mehrzahl der Bremerinnen und Bremer eine Absage erteilt und per Volksentscheid durchgesetzt, dass auf dem rund 30 Hektar großen Geländes keine Wohnhäuser entstehen. Rund 56 Prozent der Stimmberechtigten wenden sich gegen die Bebauung des traditionsreichen Areals, zu dem auch ein Golfplatz und ein Hotel gehören.
Schon Anfang der 1970er Jahre gab es Überlegungen, das 1907 mit einem Rennen eröffnete Gelände als Baugebiet zu nutzen: Der Bremer Reit-Club, damals noch Eigentümer der Bahn, wollte sie zur Entspannung seiner finanziellen Lage an die Wohnungsgesellschaft »Neue Heimat« verkaufen. Von einem Teil des Erlöses, so der Plan des Vereins, sollte anderswo in Bremen eine neue Stätte für den Pferdesport angelegt werden. Doch damals war es die Stadt, die eine Bebauung des vertrauten Geländes verhindern wollte. Und so kaufte sie dem Club die Galopprennbahn ab, gestattete ihm deren weitere Nutzung, übernahm die Instandhaltung des Ganzen und verpachtete einen Teil des Geländes an ein Golf-Unternehmen, das dort einen Neun-Loch-Platz anlegte.
Doch schon wenige Jahre später hieß es: Die Stadt wolle sowohl auf dem Geläuf der Pferdesportler als auch auf dem Green der Golfer die Baumaschinen anrollen lassen, um rund 1000 Wohnungen zu schaffen. Ende 2016 kündigte Bremen den Reitern das Nutzungsrecht, und aus dem langfristigen Pachtvertrag mit den Golfern kaufte sie sich ein Jahr später mit nahezu vier Millionen Euro heraus.
Im März 2018 lief das letzte Rennen auf der Bremer Bahn. Für ihren Erhalt hatte sich mittlerweile eine Bürgerinitiative gebildet. Ihr Ziel: Das Areal bewahren »als grüne Ausgleichsfläche für die schon bestehende verdichtete Bebauung und Industrieansiedlung« in Bremen. Das Gelände könne für Erholung, Sport, Freizeit und Kultur weiter entwickelt werden, betonten die Aktivisten. Über 23 000 Bremerinnen und Bremer waren gleicher Ansicht, starteten mit ihren Unterschriften ein Volksbegehren. Ein solches bewirkt, dass sich das Landesparlament mit dem Antrag der Unterzeichner befassen muss.
Das geschah, doch am Ende lehnten die rot-grüne Regierungskoalition und auch die Linksfraktion das Begehren und damit den Erhalt der Bahn ab. Sie solle in etwa zur Hälfte bebaut werden, so die Befürworter des Wohnungsprojekts. Die Position der Regierung war schon 2017 von Bremens Bausenator Joachim Lohse (Grüne) zusammengefasst worden: »Wir können es uns nicht leisten, ein so großes Areal mitten in der Stadt weitgehend ungenutzt liegen zu lassen, nur damit dort ab und zu Pferdchen im Kreis herumlaufen.« Und die LINKE betonte auf einem Parteitag: Ein Verzicht auf die Bebauung sei keine gute Lösung, denn Bremen wachse und brauche »mehr Wohnraum für Familien, Studierende, Ältere und für Menschen, die keine Wohnung mehr finden«.
Das Nein zur Forderung des Volksbegehrens aber hatte zur Folge, dass nun zum Volksentscheid aufgerufen werden konnte, der »nächsten Stufe« direkter Demokratie. Verhältnismäßig selten kommt dieses Instrument zum Zuge, doch wie wirkungsvoll es sein kann, zeigt aktuell ein Blick ins kleinste Bundesland.
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