Däne Madsen zieht in Rostocks Rathaus ein

Unternehmer wird als erster Ausländer Oberhaupt einer deutschen Großstadt / LINKEN-Kandidat Bockhahn erreicht 42,9 Prozent

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Rostock. Der Favorit hat sich durchgesetzt: Der parteilose Däne Claus Ruhe Madsen hat die Oberbürgermeisterwahl der Hansestadt Rostock gewonnen. Damit hat laut Deutschem Städtetag erstmals eine deutsche Großstadt einen Oberbürgermeister ohne deutschen Pass. Der 46-Jährige setzte sich am Sonntag laut vorläufigem Endergebnis mit 57,1 Prozent der Stimmen gegen den Rostocker Sozialsenator Steffen Bockhahn (LINKE) durch, der auf 42,9 Prozent kam. Madsen konnte seinen Vorsprung aus dem ersten Wahlgang vor drei Wochen halten. Der von CDU und FDP unterstützte Madsen hatte damals gegen acht Mitbewerber einen Stimmenanteil von 34,6 Prozent erreicht, Bockhahn kam auf 18,9 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 44,1 Prozent.

In einer ersten Reaktion erklärte Madsen, dass es nun gelte, die Rostocker miteinander zu vereinen. »Wir müssen Rostock gemeinsam bewegen«, sagte er. In einer Mitteilung führte Madsen später aus: »Ich möchte Pauschalisierungen und Schubladendenken überwinden. Nur gemeinsam werden wir Rostocks gute Entwicklung fortsetzen und die Ideen für die Zukunft der Stadt umsetzen können.« Zudem bedankte er sich bei seiner Familie, die im Wahlkampf viel auf ihn habe verzichten müssen. »Es wäre ohne sie niemals möglich gewesen.«

Madsen führte sechs Jahre lang als Präsident die Industrie- und Handelskammer zu Rostock und war bislang Chef einer regionalen Möbelhauskette mit fünf Standorten und rund 100 Mitarbeitern. Er hatte angekündigt, die Geschäftsführung abzugeben.

Bockhahn sieht Zuspruch für soziale Themen

Bockhahn betonte, dass er sich sicherlich ein anderes Ergebnis gewünscht hätte. Aber er sei nicht unglücklich. »Bei einer deutlich niedrigeren Wahlbeteiligung habe ich deutlich mehr Stimmen erhalten als im ersten Wahlgang.« Dies zeige, dass seine sozialen Themen großen Zuspruch gefunden hätten. Er werde nun weiter seine Aufgabe als Sozialsenator erfüllen.

Madsen tritt die Nachfolge von Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) an. Wann das sein wird, stehe noch nicht fest. »Methling hat es verdient, die Hanse Sail Anfang August noch einmal zu eröffnen. Das würde ich ihm auf jeden Fall gönnen.« Die Hanse Sail ist das traditionelle Treffen der Traditionssegler und Museumsschiffe.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) gratulierte Madsen. Rostock sei das wirtschaftliche Zentrum des Landes. »Deshalb brauchen wir eine enge Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land, gerade bei größeren Projekten wie der Bundesgartenschau 2025, dem Bau des Archäologischen Landesmuseums oder dem Neubau des Volkstheaters.« Sie zeigte sich zuversichtlich, dass es auch mit Madsen eine gute Zusammenarbeit geben werde.

Mit Verweis auf die wichtige Rolle, die Rostock in der Gemeinschaft der Ostseestädte hat, sagte Methling: »Es passt wie die Faust aufs Auge, dass Rostock die erste deutsche Großstadt ist, die von einem europäischen Bürger ohne deutschen Pass geführt wird.« Dieser habe in seinem bisherigen Wirken gezeigt, dass er seine Dinge mit Nachdruck und Engagement durchsetze. Madsen wisse, welche Verantwortung er für die rund 210.000 Einwohner übernommen habe.

Methling führte 14 Jahre lang die Hansestadt mit rund 210.000 Einwohnern und konnte aus Altersgründen nicht wieder antreten. Madsen trifft auf deutlich bessere Voraussetzungen als sein Amtsvorgänger im Jahr 2005. Dieser hatte die Stadt mit mehr als 200 Millionen Euro Schulden übernommen und in den vergangenen Jahren mit einem harten Sparkurs den Schuldenstand auf Null reduziert.

Madsen sei ein »schwarz-grüner Kandidat« gewesen

Madsen hatte im Wahlkampf kritisiert, dass nach Methlings Amtszeit große Teile der Verkehrsinfrastruktur mit Straßen sowie Rad- und Fußwegen in teils bedenklichem Zustand seien. Er hatte angekündigt, dies neben der Digitalisierung zu einer Priorität zu machen.

Der Erfolg Madsens bei der Oberbürgermeisterwahl ruht nach Ansicht des Rostocker Politikwissenschaftlers Wolfgang Muno auf mehreren Säulen. Eine davon sei die Mischung aus Unternehmertum und Ökologie. »Im Grunde genommen ist er ein schwarz-grüner Kandidat gewesen. Das liegt gerade im Trend«, sagte Muno der Deutschen Presse-Agentur. So wolle Madsen das Radfahren oder die E-Mobilität in der Stadt fördern. »Das ist gut angekommen.« Er habe dabei auch einen guten und sehr aktiven Wahlkampf betrieben. »Er war sehr präsent und hat mit seinen Themen viele angesprochen.«

Gleichzeitig habe der Wahlverlierer Bockhahn ein sehr gutes Ergebnis erreicht. »Die LINKE ist schon lange nicht mehr die Volkspartei des Ostens. Sie hat nur noch ein Potenzial von 15 bis 20 Prozent.« Deshalb sei das Ergebnis von 42,9 Prozent sehr respektabel. Agenturen/nd
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