Protest gegen Deutsche Wohnen

Auch die Kritiker des Immobilienkonzerns kamen zur Jahreshauptversammlung

  • Hans-Gerd Öfinger, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 3 Min.

Wenn börsennotierte Konzerne ihre Anteilseigner zur jährlichen Hauptversammlung mit Häppchen und Sekt einladen, gehören Protest und kritische Öffentlichkeit mittlerweile zum Alltag. So wurden am Dienstag auch die ankommenden Aktionäre der Immobiliengesellschaft Deutsche Wohnen SE (DW) im Frankfurter Europaviertel von in Bettlaken gehüllten Demonstranten empfangen, die das «Gespenst der Enteignung» darstellten und «Investoren verschrecken» wollten. Parolen wie «Wir sind die Geister, die ihr ruft» standen auf ihren Pappschildern.

Rund 10 000 Wohnungen im Rhein-Main-Gebiet

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Die DW ist durch das Berliner Begehren «Deutsche Wohnen und Co. Enteignen!» sowie Kritik an ihrem aggressiven Geschäftsgebaren in aller Munde. Längst hat sie auch im Rhein-Main-Gebiet Fuß gefasst und einen Bestand von knapp 10 000 Wohnungen erworben. «Hier ist für DW der zweitwichtigste Markt nach Berlin», so Felix Wiegand von der Initiative «Stadt für Alle!. Jüngst sei bekannt geworden, dass DW 20 weitere Liegenschaften in Frankfurt am Main aufgekauft habe. »Wir wissen, dass die Mieter sich schon mal warm anziehen sollten.« Doch die in Berlin anrollende Bewegung für eine Vergesellschaftung großer Immobilienkonzerne lasse hoffen, das »die Angst die Seite wechselt« und künftig nicht mehr die Mieter, sondern »die Aktionäre um ihre Rendite zittern müssen«, so Wiegand. »Wir müssen die Wohnungen in kollektives Eigentum und demokratische Selbstverwaltung überführen.«

Attac-Aktivisten stoßen auf Aktienkurssturz an

In diesem Sinne stießen auch gut gelaunte Attac-Aktivisten mit Sekt auf den Kurssturz im Umfang von rund zwei Milliarden Euro an, den die Ankündigung eines Mietendeckels in Berlin in den letzten Tagen bei den DW-Aktien ausgelöst hatte. Unter ihnen auch Alexis Passadakis, Sprecher der Frankfurter Mietentscheids, der per Bürgerbegehren die kommunale Wohnbauholding ABG zur Umorientierung auf Sozialwohnungen zwingen will. Einen alles überragenden, aufblasbaren Hai mit der Aufschrift »Miethaie enteignen!« hatte die Frankfurter LINKE mitgebracht.

Das renommierte Europaviertel mit etlichen leerstehenden Luxuswohungen in unmittelbarer Nähe der Frankfurter Messe gehört zum Gallusviertel und war in den vergangenen Jahren auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs entstanden. Hier hat sich in wenigen Jahrzehnten ein dramatischer Umbruch vollzogen. Während in den 1970er Jahren noch sehr viele Wohnungen in gemeinnütziger und nicht profitorientierter Trägerschaft standen, sind die meisten dieser Bestände inzwischen in private Hände gelangt.

Ein wesentlicher Nutznießer ist auch der Vonovia-Konzern, der unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder ab 1999 mit der Privatisierung von Eisenbahnerwohnungen groß und mächtig wurde. Mittlerweile besitzt Vonovia allein in der Rhein-Main-Region rund 28 000 Wohnungen. Als betroffener Mieter schilderte Robert Stojanoski die anhaltende Verdrängung von Anwohnern im Gallusviertel, die sich Kaltmieten von 18 Euro pro Quadratmeter nicht leisten könnten und von Existenzängsten erfasst würden. Die Berliner Initiative für die Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne sei »supergut« und es werde »langsam Zeit für die Enteignung«, so Stojanoski.

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