Unverwandelt

  • Vanessa Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.

Von einem »dringend notwendigen Kulturwandel« war in den vergangenen Monaten viel zu hören, wenn es um die Neubesetzung der Direktion der Berliner Stasiopfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen ging. Dass der Posten mit dem Historiker Helge Heidemeyer nun – wie so oft – an einen westdeutschen Mann geht, zeigt, wie sehr die gesamtdeutsche Führungskultur auch im Jahr 2019 noch immer vornehmlich männlich und westdeutsch dominiert ist. Von Wandel nur wenig Spur.

Dabei wäre dieser gerade beim Fall Gedenkstätte Hohenschönhausen wichtig: Immerhin war Heidemeyers Vorgänger, der ebenfalls aus Westdeutschland stammende Hubertus Knabe, Ende September 2018 wegen seines Führungsstils entlassen worden. Der Stiftungsrat hatte ihm damals vorgeworfen, nicht gegen die sexuelle Belästigung von Frauen durch den Vize-Gedenkstättendirektor Helmuth Frauendorfer vorgegangen zu sein. Er habe die Missstände über Jahre geduldet, gedeckt und durch seinen Führungsstil geradezu befördert.

Heidemeyer, der 1963 im nordrhein-westfälischen Remscheid geboren wurde, ist als bisheriger Mitarbeiter beim Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen fachlich sicher hervorragend für den neuen Posten geeignet. Seit 2008 hatte er dort die Abteilung Bildung und Forschung geleitet.

Auch die Tatsache, dass er 2005 als erster wissenschaftlicher Leiter die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, ein Museum zur Flucht im geteilten Deutschland, aufgebaut hatte, mag die Personalentscheidung erklären.

Der Stiftungsrat der Gedenkstätte entschied sich jedenfalls einstimmig für Heidemeyer, wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am Montag erklärte. Damit hat sich Heidemeyer gegen 25 andere Bewerber*innen, darunter neun Frauen, durchgesetzt. »Ich bin sicher, dass mit Dr. Heidemeyer der dringend notwendige Kulturwandel gelingt«, so Kultursenator Klaus Lederer (LINKE). Bei aller Euphorie und Lobesreden, eine ostdeutsche Perspektive und/oder eine weibliche Leitung der Gedenkstätte wären auch Mal erfrischend gewesen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -