Unverwandelt
Von einem »dringend notwendigen Kulturwandel« war in den vergangenen Monaten viel zu hören, wenn es um die Neubesetzung der Direktion der Berliner Stasiopfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen ging. Dass der Posten mit dem Historiker Helge Heidemeyer nun – wie so oft – an einen westdeutschen Mann geht, zeigt, wie sehr die gesamtdeutsche Führungskultur auch im Jahr 2019 noch immer vornehmlich männlich und westdeutsch dominiert ist. Von Wandel nur wenig Spur.
Dabei wäre dieser gerade beim Fall Gedenkstätte Hohenschönhausen wichtig: Immerhin war Heidemeyers Vorgänger, der ebenfalls aus Westdeutschland stammende Hubertus Knabe, Ende September 2018 wegen seines Führungsstils entlassen worden. Der Stiftungsrat hatte ihm damals vorgeworfen, nicht gegen die sexuelle Belästigung von Frauen durch den Vize-Gedenkstättendirektor Helmuth Frauendorfer vorgegangen zu sein. Er habe die Missstände über Jahre geduldet, gedeckt und durch seinen Führungsstil geradezu befördert.
Heidemeyer, der 1963 im nordrhein-westfälischen Remscheid geboren wurde, ist als bisheriger Mitarbeiter beim Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen fachlich sicher hervorragend für den neuen Posten geeignet. Seit 2008 hatte er dort die Abteilung Bildung und Forschung geleitet.
Auch die Tatsache, dass er 2005 als erster wissenschaftlicher Leiter die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, ein Museum zur Flucht im geteilten Deutschland, aufgebaut hatte, mag die Personalentscheidung erklären.
Der Stiftungsrat der Gedenkstätte entschied sich jedenfalls einstimmig für Heidemeyer, wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am Montag erklärte. Damit hat sich Heidemeyer gegen 25 andere Bewerber*innen, darunter neun Frauen, durchgesetzt. »Ich bin sicher, dass mit Dr. Heidemeyer der dringend notwendige Kulturwandel gelingt«, so Kultursenator Klaus Lederer (LINKE). Bei aller Euphorie und Lobesreden, eine ostdeutsche Perspektive und/oder eine weibliche Leitung der Gedenkstätte wären auch Mal erfrischend gewesen.
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