Gleichmacherei

Stefan Otto über simple Gegenüberstellungen im Verfassungsschutzbericht

Wenn Innenminister Horst Seehofer bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes sagt, dass die extremen Strömungen alle »gleichermaßen gefährlich« seien, dann dramatisiert er damit einerseits und verharmlost andererseits. In dem Bericht werden ganz unterschiedliche Kritiker wie Gegner der öffentlichen Ordnung erwähnt und damit unweigerlich zusammengebracht. Das ist möglicherweise politisch so gewollt, aber für eine gesellschaftliche Analyse hinderlich.

Der Verfassungsschutzbericht operiert mit einem sehr schlichten Schema: Dort sind »gewaltbereite Linksextremisten«, »gewaltbereite Rechtsextremisten« und »gewaltbereite Islamisten« aufgeführt. Gesellschaftliche Realitäten lassen sich damit nicht abbilden. Denn der Hass und das Gewaltpotenzial bei Rechtsradikalen sind enorm, ungleich höher als bei Linken, das steht außer Frage.

Als bekannt wurde, dass der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke von einem Neonazi ermordet wurde, waren viele überrascht. Dabei hat es doch bereits die Mordserie des NSU gegeben. Bekannt ist, dass Rechtsradikale Waffen horten und militante Neonazis gut vernetzt sind. Es ist wahrscheinlich, dass einige von ihnen wieder bereit sind zu morden.

Die neue Justizministerin Christine Lambrecht spricht davon, dass der Lübcke-Mord eine Zäsur sei. Das ist nicht richtig. Schließlich hat es die NSU-Mordserie gegeben - aber die richtete sich vor allem gegen Migranten und nicht gegen einen Repräsentanten des Staates.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.