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Rezo 2.0
Twittert viel, auch gegen die eigene Parteilinie: Ruprecht Polenz
Sollte sich das Konrad-Adenauer-Haus eines Tages durchringen, die sozialen Netzwerke nicht mehr als verdammtes Höllenportal ins Neuland zu betrachten, müsste Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer keine teure Expertise bei einer hippen PR-Agentur aus Berlin Prenzlberg einkaufen. Das Wissen ist bereits vorhanden und hätte die Vorsitzende früher darauf zurückgegriffen, wäre er ihr so manche Posse im Umgang mit dem Youtuber Rezo erspart geblieben.
Nein, nicht die Junge Union, die den »digital natives« von Alters wegen nahesteht, verfügt über die Quelle der Erkenntnis, sondern ironischerweise ein 73-jähriges CDU-Urgestein: Ruprecht Polenz.
Dabei ist dem früheren Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses (2005 bis 2013) und Kurzzeit-Generalsekretär die Bedeutung der sozialen Netzwerke erst spät klar geworden. Wie er dem »Tagesspiegel« im Mai erzählte, habe er zwar seit 2015 ein Twitterprofil, nutzt dieses aber erst seit März dieses Jahres wirklich.
Und das mit Erfolg: Polenz folgen inzwischen mehr als 16 000 Nutzer des Kurznachrichtendienstes. Und die bekommen nicht irgendwelche geschliffenen Statements und Links zu Pressemitteilungen, sondern Polenz pur. Im Gegensatz zu vielen Parlamentariern verfasst er seine Botschaften nicht nur selbst, sondern - darin liegt sein Erfolgsgeheimnis - er reagiert auf die Kommentare, Kritik und Hinweise anderer Nutzer.
Populär ist Polenz bei Twitter auch deshalb, weil er nicht nur die politische Konkurrenz, sondern oft seine eigene Partei kritisiert, besonders für den unter Kramp-Karrenbauer eingeschlagenen Rechtskurs. Als die »Sea Watch«-Kapitänin Carola Rackete am Sonnabend auf der italienischen Insel Lampedusa festgenommen wurde, rief Polenz zu Spenden auf. »Wer das Schlepperunwesen bekämpfen will, darf nicht die Seenotrettung verhindern, sondern muss legale Einwanderungswege eröffnen«, stellte er am Montag klar.
Überhaupt ist es die Flüchtlingspolitik, in der Polenz eher Positionen von Grünen oder LINKE vertritt, ebenso was die Forderung nach einer klaren Abgrenzung gegenüber der AfD betrifft.
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