Werbung

Parlament erteilt Sánchez im ersten Wahlgang klare Absage

Fällt der Ministerpräsident auch in der zweiten Wahlrunde durch, könnte Spanien wieder lange Zeit ohne Regierung dastehen

  • Lesedauer: 3 Min.

Madrid. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hat die erste Parlamentsabstimmung über seine Wiederwahl deutlich verloren. Am Dienstag votierten 170 Abgeordnete gegen, aber nur 124 Abgeordnete für den 47-Jährigen. 52 enthielten sich und vier gaben wegen Abwesenheit keine Stimme ab. Im ersten Wahlgang benötigte der Regierungschef eine absolute Mehrheit von 176 Stimmen, die er deutlich verpasste.

Gemäß Verfassung wird nun 48 Stunden später, also am Donnerstag, eine zweite Runde stattfinden. Dann genügt Sánchez eine einfache Mehrheit, also mehr Ja- als Nein-Stimmen. Jedoch ist noch völlig unsicher, ob er die dafür nötige Unterstützung anderer Gruppierungen bekommen wird - allen voran des linken Bündnisses Unidas Podemos (UP). Bei den noch laufenden Verhandlungen über die Bildung einer Koalition gab es am Dienstag noch kein Abkommen.

Scheitert Sánchez am Donnerstag erneut, beginnt der Countdown: Hat die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone innerhalb von zwei Monaten nach der ersten Parlamentsabstimmung keine neue Regierung, muss König Felipe VI. am 24. September eine Neuwahl ansetzen.

Die sozialdemokratische Arbeiterpartei PSOE hatte die Parlamentsneuwahl am 28. April zwar gewonnen, die absolute Mehrheit aber deutlich verpasst. Nach Konsultationen mit allen Parteichefs hatte der König Sánchez im Juni zum Kandidaten ernannt.

Sánchez muss auf Unidas Podemos hoffen

Knackpunkt für Sánchez' Wiederwahl sind die seit Wochen stockenden Verhandlungen mit Unidas Podemos. Um überhaupt Chancen auf eine Wiederwahl in der zweiten Runde zu haben, benötigt er die Unterstützung des Bündnisses: PSOE und UP kommen zusammen mit zwei kleineren Parteien auf 167 Stimmen. Am Dienstag hatte sich Unidas Podemos zunächst geschlossen der Stimme enthalten. Jedoch werteten Medien wie die einflussreiche Zeitung »El Mundo« dies als Zeichen der Bereitschaft, bis zum zweiten Votum weiterzuverhandeln.

UP-Parteichef Pablo Iglesias fordert als Gegenleistung für die Unterstützung der Gruppierung mindestens vier Ministerposten. »Wir wollen in der neuen Regierung nicht nur Dekoration sein«, sagte er bei einer dem Votum vorausgegangenen Parlamentsdebatte am Montag. Der geschäftsführend regierende Sánchez wollte die Ministerien bisher nicht hergeben und sagte, ein Koalitionsabkommen mit dem linken Protestbündnis sei »sehr schwierig«. Medien zufolge will PSOE nun etwa die Ministerien für Sport und Tourismus anbieten - UP aber pocht bisher auf Ressorts mit mehr Einfluss auf sozial bedeutsame Themen.

Sánchez ist seit einem Misstrauensantrag gegen seinen konservativen Vorgänger Mariano Rajoy seit Juni 2018 im Amt. Er führte seither eine Minderheitsregierung. Spanien könnte - wie bereits 2016 geschehen - eine neue Blockade drohen. Damals war das Land fast ein Jahr lang ohne reguläre Regierung. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -