Seitenwechsel
Personalie
Kerstin Andreae hat ihre Partei immer als eine Art FDP mit grünem Anstrich gesehen. Wenn bei den Grünen in der Vergangenheit über kleine Erhöhungen des Spitzensteuersatzes diskutiert wurde, zählte die Badenerin stets zu den entschiedenen Gegnerinnen. Die 50-Jährige sieht große Unternehmen nämlich »als Partner und nicht als Gegner«. So ist es auch nicht sonderlich überraschend, dass die Bundestagsabgeordnete aller Voraussicht nach in die Wirtschaft wechseln wird. Kürzlich teilte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit, dass Andreae als neue Hauptgeschäftsführerin nominiert wurde. Am 13. August will der Vorstand des Verbands die Grüne offiziell bestellen. Im BDEW sind rund 1900 Unternehmen organisiert, die für etwa 90 Prozent des deutschen Strom- und Gasabsatzes stehen.
Das Votum für Andreae erfolgte einstimmig. Also hat auch der BDEW-Vizepräsident und RWE-Chef Rolf Martin Schmitz für sie gestimmt. Dabei gibt es regelmäßig Auseinandersetzungen zwischen dem Essener Konzern und Umweltschützern sowie Grünen. Gründe sind die Atom- und Kohleverstromung. Im Mai wurde bekannt, dass RWE juristisch gegen die Pressesprecherin des Aktionsbündnisses »Ende Gelände« vorgeht. Kathrin Henneberger, die auch bei den Grünen aktiv ist, erhielt ein Hausverbot für das Gelände des Energiekonzerns.
Für Andreae kommt aktivistischer Widerstand nicht in Frage. Sie hat im vergangenen Jahr einen Wirtschaftsbeirat der Fraktion gegründet. Mit dabei waren Vertreter von Unternehmen, die allesamt an einem verbraucher- und umweltfreundlicheren Image interessiert sind: der Chemieriesen BASF, Roche Pharma sowie Thyssen Krupp Stahl.
Vorgänger von Andreae war übrigens der FDP-Politiker Stefan Kapferer, der zum Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz Transmission wechseln wird. Kapferer forderte immer wieder den Ausbau erneuerbarer Energien, ohne sich dabei aber mit den betreffenden Konzernen anzulegen. Andreae wird seine Arbeit sicherlich nahtlos fortsetzen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.