Die Scheiße danach

Abgebügelt über das Bumsen und die Verhütung dabei und danach.

  • Paula Irmschler
  • Lesedauer: 3 Min.

Viele kennen es: Man hat gebumst. Geil, endlich in der Sexkolumnenszene angekommen. Aber es wird gleich noch gesellschaftlich relevant, also bitte dranbleiben! Man hat also gebumst. Man kann es mit Fingern, Zunge und Gegenständen machen, aber auch mit Scheide und Penis. Bitte dranbleiben. Wenn man nicht möchte, dass dabei eine Schwangerschaft entsteht, kann man einiges versuchen. Verhütungsmittel - wir alle schätzen sie. Und wir wissen, dass dabei etwas schiefgehen kann, dass man mal zu nachlässig ist und dabei auch mal was »daneben« geht. Ich spreche von Sperma. Dann muss man unter Umständen zur Apotheke und die berühmte Pille danach besorgen. Man kann natürlich auch hoffen, beten, panisch irgendwas durchrechnen und Glück haben, aber man kann sich auch diese Scheißpille besorgen und sicher sein. Alles ganz normal.

Nein, natürlich nicht, denn es geht ja um den Körper von Frauen. Ich habe mal auf Facebook nachgefragt, was man sich in der Apotheke so anhören muss, wenn man sich um eine ganz normale medizinische Versorgung kümmern will. Es war alles dabei: die gängigen Bevormundungen, weil Frauen als unzurechnungsfähige Wesen gelten und außerdem für alles allein verantwortlich sind (es kommentierte direkt einer die Mär über Frauen, sie würden die Pille danach als Verhütungsmethode missbrauchen - als wäre Verhütung nur Frauensache und als wäre es so einfach - das Zeug kostet um die 30 Euro, ist nicht für jede leicht verträglich und man muss sich meist rechtfertigen), Missionierungsversuche à la »Wollen Sie es sich nicht nochmal überlegen?«, Vorwürfe wie »Warum haben Sie denn nicht besser aufgepasst?« oder »Frauen werden immer verantwortungsloser!«, »Selber schuld«, Mitleidsbekundungen, Auslachen (ja, echt) sowie die Nichtherausgabe des Medikaments.

Der weibliche Körper steht unter einem allmächtigen Schamdiktat. Frauen müssen vor sich selbst bewahrt werden. Alles, was sie betrifft, soll mystisch sein und natürlich vonstatten gehen. Wenn die Frau selbst bestimmen möchte, dann ist das ein Fehler. Denn die Frau ist zum Gebären da, und jegliche Schritte dagegen verbieten sich oder sollen von Kummer begleitet werden. Der Körper gehört der Frau nie allein: Deswegen ist die Apothekensituation eine öffentliche, die alle angeht. Alle dürfen Mitsprache halten. Und oft geht eine die Aushändigung der Pille danach begleitende »Beratung« weit über die medizinisch notwendige Beratung hinaus. Aber wenn ich einen Kater habe, schmeiße ich mir Ibuprofen ein, wenn ich was verschüttet habe, wische ich es weg, wenn ich was kaputtgemacht habe, gebe ich es in Reparatur. Wenn im Bett was schiefgegangen ist, hole ich mir halt die Pille danach. Wir brauchen eine Welt, in der nicht gefragt wird: »Wie ist das denn passiert?«, sondern eine, in der man sich umeinander kümmert. Es wird nun mal gebumst.

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