- Politik
- Regenwaldbrände
»Der Regenwald darf nicht für neue Sojafelder brennen«
Entwicklungsminister Müller (CSU) fordert globale Regenwald-Initiative und Verzicht auf billige Soja-Importe für die Fleischproduktion
Passau. Angesichts der verheerenden Waldbrände im Amazonas-Regenwald fordert Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) einen Stopp der Rodungen in Südamerika. »Der Regenwald darf nicht für neue Sojafelder brennen«, sagte Müller der »Passauer Neuen Presse« am Mittwoch: »Ein wichtiger Schritt wäre, auf Schweinemast auf Basis billiger Sojaimporte von gerodeten Flächen zu verzichten.« Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) erhob schwere Vorwürfe gegen Brasilien.
Entwicklungsminister Müller sagte, er setze sich dafür ein, dass nur noch zertifiziertes, nachhaltig angebautes Soja in die EU kommt. Beim globalen Regenwaldschutz gehe es um nichts weniger »als die Überlebensfrage der Menschheit«. Er kritisierte, dass die sieben wichtigsten Industriestaaten (G7) bisher »nicht mehr als ein paar Wassertropfen an Unterstützung« zur Rettung beitrügen. Deswegen brauche man jetzt dringend ein weitergehendes G7-Rettungsprogramm für Regenwälder weltweit.
Aufgrund der verheerenden Brände in der Amazonasregion sind auch die Feuer in Afrika zunehmend in den Fokus geraten. Seit dem 21. August brachen laut Greenpeace 6900 Feuer in Angola und knapp 3400 Feuer in der Demokratischen Republik Kongo aus. Die meisten Brände lodern demnach aber in Savannen. Hauptauslöser der Feuer sind nach Angaben des kongolesischen Klimaexperten Tosi Mpanu Mpanu »landwirtschaftliche Techniken« wie die Brandrodung.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat Maßnahmen zum Schutz der von Bränden bedrohten Wälder im Kongobecken gefordert. Langfristig müsse jegliche industrielle Aktivität in dem Regenwaldgebiet eingestellt werden, erklärte Greenpeace am Dienstag. Die Wälder, die sich über die Demokratische Republik Kongo sowie Teile Gabuns, der Republik Kongo, Kameruns und Angolas erstrecken, gelten als zweitwichtigste »grüne Lunge« der Erde nach den Regenwäldern am Amazonas.
Der CSU-Politiker forderte eine globale Regenwald-Initiative: »Die Lunge des Planeten brennt - nicht nur in Brasilien, sondern auch in Indonesien, Russland oder Afrika.« Des Weiteren sagte er: »Die brasilianische Regierung an den Pranger zu stellen, Schuldzuweisungen und Twitter-Kriege helfen nicht, weder dem Regenwald, noch den indigenen Völkern oder dem Klima.«
Landwirtschaftsministerin Klöckner sagte der Tageszeitung »Die Welt« am Mittwoch, Brasilien habe sich mit Abschluss des Mercosur-Abkommens zu einer nachhaltigen Waldwirtschaft bekannt. »Wenn das Land dieser Verpflichtung nicht nachkommt, werden wir nicht tatenlos zuschauen.«
Sie werde darüber mit ihrer brasilianischen Amtskollegin sprechen. Das geplante Handelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay beinhalte ein Nachhaltigkeitskapitel mit verbindlichen Regelungen, sagte Klöckner: »Wenn diese nicht eingehalten werden, kann es die vereinbarten Zollerleichterungen nicht geben. Da geht es auch um unsere Glaubwürdigkeit.«
Lesen Sie auch den Kommentar von Martin Ling: Das Problem ist nicht Brasilien: Über die Brandrodung für den Sojaexport nach Europa
Im Amazonasgebiet wüten die schwersten Waldbrände seit 21 Jahren. Nach Meinung von Experten besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen der illegalen Abholzung des Regenwaldes und dem Ausbruch der Feuer. Sie gehen davon aus, dass die meisten Feuer durch Brandrodung in abgeholzten Gebieten entstanden sind. Auch in Bolivien und Peru sind verheerende Brände ausgebrochen. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.