Auf Tuchfühlung mit der Robo-Robbe

Das Futurium macht Zukunftstechnologien in Berlin erlebbar.

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 3 Min.

Wer in ihre tiefschwarzen Augen mit den langen Wimpern schaut, schmilzt nur so dahin. Und wenn sie nach einer schönen Streicheleinheit auch noch zu fiepen anfängt und mit dem Schwanz wedelt, ist das Eis endgültig gebrochen. Die Rede ist von Paro, der kleinen Kuschelrobbe.

Was auf den ersten Blick wie eine süßes Plüschtier aussieht, ist Hochtechnologie pur. Denn Paro ist kein Spielzeug, sondern ein Pflegeroboter zur Therapie von Menschen mit Demenz. Unter seinem flauschigen weißen Fell verfügt Paro über taktile Sensorik, die schon auf leichteste Berührungen und Stimmen in der Umgebung reagiert. Die Patienten sollen dadurch gesprächiger und gelöster werden.

Paro ist einer jener Roboter, die in der Ausstellung im Futurium in Berlin-Mitte zu bestaunen sind. Im Herzen der Bundeshauptstadt zwischen dem Hauptbahnhof und der Charité gelegen, hat das imposante Gebäude den Anspruch, auf über 3000 Quadratmetern Ausstellungsfläche Technologien und Ideen der Zukunft für alle erfahrbar zu machen. In drei großen Denkräumen zu den Themen Mensch, Natur und Technik sollen die Besucher die Möglichkeit bekommen, sich mit Zukunftsentwürfen aus unterschiedlichen Lebensbereichen auseinanderzusetzen.

Neben Robotern zur Pflege und zur Arbeit geht es auch um sich selbst versorgende Städte sowie gemeinwohlorientiertes Wirtschaften. Dank Digitalisierung kann dies alle Lebenslagen betreffen. Über allem schwebt die Frage: Wie wollen wir in Zukunft leben?

»Die eine Zukunft gibt es nicht«, sagt die Leiterin der Ausstellung, Gabriele Zapf. Es gibt so viele unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft wie es Menschen auf der Erde gebe. »Dieser Gedanke bestimmt die Arbeit des gesamten Futuriums, weswegen wir in der Ausstellung auch keine fertigen Zukunftsszenarien für die Welt von morgen präsentieren, sondern Bausteine für viele mögliche Zukünfte bieten«, wie die Kuratorin sagt.

Als liquide Dauerausstellung ist die Veränderung bereits im Konzept mit angelegt. Die Startthemen sollen nach und nach modifiziert und erweitert werden, um der Vielfalt an Zukunftsoptionen gerecht zu werden. Die Besucher sollen an der Auswahl der neuen Ausstellungssthemen im Rahmen von Workshops und interaktiven Partizipationsmöglichkeiten beteiligt werden. »Das Futurium will den Brückenschlag wagen, Menschen zusammenzubringen, die sich sonst vielleicht niemals begegnen würden«, sagt Stefan Brandt, Direktor des Futuriums. Seine Einrichtung wolle neben der Ausstellung daher auch Raum bieten, um über kontroverse Zukunftsthemen wie den Klimawandel und den ökologischen Gesellschaftsumbau zu diskutieren. »Es geht darum, auch komplexe Inhalte verständlich rüberzubringen, damit wirklich jeder mitmachen und mitdiskutieren kann und versteht, welche Rolle Wissenschaft und Technik im Alltag spielt«, so Brandt.

Die Idee für das Futurium als offenes Haus der Wissenschaft stammt noch von der schwarz-gelben Bundesregierung aus dem Jahr 2009. Insgesamt 58 Millionen Euro hat der Bau gekostet. Die jährlichen Betriebskosten belaufen sich auf rund 19 000 Euro. An der Finanzierung beteiligt sind das Bundesbildungsministerium sowie die Max-Planck-Gesellschaft. Die Ausstellung des Futuriums öffnet seine Pforten für die Öffentlichkeit am 5. September. Der Eintritt ist für alle Besucher kostenfrei.

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