Nicht unlogisch

Jana Frielinghaus über sozialdemokratische Fusionsideen

Die Überlegungen des LINKE-Politikers René Wilke sind nicht nur angesichts der dramatischen Schwächung seiner Partei nach den Landtagswahlen vom Sonntag naheliegend. Sollte die ebenfalls darniederliegende SPD, um ihres Überlebens willen, sich demnächst auf ihre politischen Ursprünge besinnen, also wieder für sozialen Ausgleich im Kapitalismus sorgen wollen, stünde die Frage tatsächlich auf der Tagesordnung.

Denn wozu braucht es zwei sozialdemokratische Parteien? Im Kern ist die LINKE, zumindest in Ostdeutschland, schließlich nichts anderes als das, was die SPD früher mal war. LINKE-Politiker Gregor Gysi hat das unter Verweis auf die von den Sozis im Zuge der Agendapolitik hinterlassenen politischen Leerstellen mehrfach betont. Und ja, in Zeiten, in denen Teile des Kapitals auf autoritäre bis faschistoide Kräfte setzen und Linke keine Mehrheiten gewinnen können, ist das nicht so wenig.

Lesen sie auch: Laut über linke Einheitspartei nachgedacht. René Wilke, der Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder), hält eine Fusion mit der SPD für diskussionswürdig

In Brandenburg kommt hinzu, was Wilke nüchtern konstatiert: In der Landesregierung harmonieren SPD und LINKE nicht nur prächtig, sie sind auch kaum voneinander zu unterscheiden. Politik wird für »unser Land« gemacht, auf Ausgleich zugunsten Ärmerer und auf Integration von Migranten sind ebenfalls beide Parteien bedacht. Von Überwindung des herrschenden menschenfeindlichen Systems ist bestenfalls auf LINKE-Bundesebene mal etwas zu hören. Mit einer Fusion verschwände die antikapitalistische Perspektive jedoch faktisch gänzlich aus dem politischen Diskurs der Bundesrepublik. Das wäre fatal.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.