BER-Kritiker Czaja gerät in Erklärungsnot

Als Mitglied im BER-Untersu᠆chungsausschuss ist Sebastian Czaja (FDP) unter Druck: Hat er vertrauliche Dokumente weitergegeben? Macht ihn sein Job für eine Baufirma angreifbar?

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 2 Min.

Dem FDP-Politiker Sebastian Czaja, Mitglied des Abgeordnetenhauses, droht Ungemach wegen seiner Tätigkeit für eine Berliner Baufirma. Als Mitglied des vom Parlament eingesetzten Untersuchungsausschusses »BER II« tritt der 36-Jährige als entschiedener Flughafen-Kritiker auf. Doch Czaja arbeitet neben seiner Abgeordnetentätigkeit auch als Projektentwickler bei der beton & rohrbau 2.0 GmbH. Dass diese Firma auf ihrer Website am 23. August als aktuelles Bauvorhaben ausgerechnet einen Auftrag der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH ausweist, wirft Fragen auf. Zum Beispiel nach einem möglichen Interessenkonflikt Czajas?

Die Tätigkeit für die Projektentwicklung der Firma ist kein Geheimnis, man findet die entsprechenden Informationen auf der Website des Abgeordnetenhauses. FDP-Fraktionssprecher Jean-Paul Neuling sieht kein Problem. »Sebastian Czaja ist keine Führungskraft, er hat dort keine Leitungsfunktion und keine Aufgaben in Berlin«, sagte er am Donnerstag dem »nd« auf Anfrage. Das mag so stimmen, auch wenn der Abgeordnete die Projektentwicklung bei beton & rohrbau 2.0 von 2013 bis November 2016 selbst geleitet hat.

Bei der Linksfraktion ist man da hellhörig. Zumindest ein »Geschmäckle« habe die Beschäftigung bei dieser Firma schon, findet Carsten Schatz, der für die LINKE im Ausschuss mitarbeitet. Er verwies darauf, dass beim Auftrag der Flughafengesellschaft um die »Mediale Infrastruktur des Regenwassernetzes« geht. Die Probleme mit dem Regenwassermanagement am BER seien nicht zuletzt auch durch Czaja auf die Tagesordnung des Untersuchungsausschusses gebracht worden. Dort habe der FDP-Mann natürlich auch Einblick in entsprechende Interna gehabt. »Die Linksfraktion drängt nach Aufklärung mit parlamentarischen Mitteln«, sagte Schatz.

Erst vor zwei Wochen sah sich Sebastian Czaja mit dem Vorwurf konfrontiert, er habe im Rechtsstreit mit BER-Chef Engelbert Lütke Daldrup vertrauliche Unterlagen des Ausschusses an seinen Anwalt weitergereicht. Ausgeräumt hat er diesen Verdacht noch nicht.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.