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Schwer zu sagen, wie sich ein Insekt fühlt
Dr. Steffen Schmidt ist Wissenschaftsredakteur des »nd« und der Universalgelehrte der Redaktion.
Zoos sind durch die Tierrechtsbewegung verstärkt in die Kritik geraten.
Das ganz sicher. Aber schon lange davor gab es Leute, die der Meinung waren, dass es keine tolle Idee ist, eine Großkatze in einen Käfig von drei mal drei Metern zu sperren. Allerdings ist das eine zweischneidige Geschichte. Wir haben den Wildtieren schlicht und ergreifend den Lebensraum weggefressen oder weggeholzt. Wenn man etwa die Pandas betrachtet - deren Lebensraum ist inzwischen ziemlich eingeschränkt.
Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenschaftsredakteur des »nd« und der Universalgelehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort - und wenn doch nicht, beantwortet er eine andere.
Gerade bei den Pandas wird argumentiert, dass es nicht gelingt, genug zu züchten, um sie dann auszuwildern. Dass es also vielmehr um die Selbsterhaltung der Zoos geht.
Klar ist der Panda im Zoo eher ein Dekorationsobjekts. Aber in China funktioniert es halbwegs, den Bestand zu erhalten, durch Auswilderung nach Gefangenschaft oder halber Gefangenschaft in Pandastationen. Allerdings geht das bei anderen Tieren bei weitem nicht so gut. Eine Art, die dazu tendiert, alles zu fressen, was wegläuft, etwa ein Tiger, ist in freier Wildbahn gefährlich, wenn er die Scheu vor den Menschen nicht mehr besitzt.
Ich höre heraus, dass du gewisse Grenzen siehst: Tiger im Zoo - eher nicht, Pandas eher nicht, und Greifvögel, finde ich, sehen auch immer sehr unglücklich aus.
Bei all den Tieren, die Lebensräume beanspruchen, die man ihnen auch in einem großzügig angelegten Tierpark nicht geben kann, hab ich Zweifel, ob das eine gute Idee ist. Und um Kindern den Wert von in der Natur lebenden Viehchern nahezubringen, muss man nicht das komplette Spektrum an großen Tieren halten.
Die Befürworter von Zoos sagen, dass die Tiere da teils viel stressfreier leben …
Das ist Fakt, die Lebenserwartung der meisten Zootiere ist deutlich höher als die in freier Wildbahn.
… und dass in Zoos Forschung betrieben wird, die auch für frei lebende Tiere sehr wichtig ist.
Auch das ist wahr. Vieles kann man in freier Wildbahn nur begrenzt gut sehen, weil man die Tiere nicht für Untersuchungen alle naselang einfangen kann - das wäre dann richtig Stress.
Würdest du sagen, bei manchen Tierarten ist die ganze Diskussion Quatsch, denen geht’s einfach gut im Zoo? Vielleicht Insekten?
Sagen wir mal so, Insekten haben auch in freier Wildbahn nicht individuell einen riesigen Lebensraum. Deshalb ist das möglicherweise nicht so kritisch für sie. Aber wie sich ein Insekt tatsächlich fühlt, ist schwer zu sagen. Die haben zwar Augen, Tastsinn und Geruchssinn, aber sie haben ein bestenfalls rudimentäres Gehirn mit ihrem Strickleiternervensystem und ihren paar Ganglienknoten - was da drin stattfindet, werden wir nie rauskriegen.
Und sind das die Tiere, von denen du gesagt hast, dass du sie am liebsten hinter Glas anschaust?
Auch die, ja. Schlangen sind mir auch lieber hinter Glas. Und Großkatzen sowieso. Oder möglichst weit weg.
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