Mit den Filialen stirbt Gemeinschaft

Hermannus Pfeiffer über den Abbau bei der Commerzbank

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Dynamik des Kapitalismus ist beeindruckend. Deutsche Traditionskonzerne wie AEG oder Dresdner Bank sind längst vom Kurszettel verschwunden. Die Commerzbank könnte folgen. Der Vorstand um Martin Zielke will Tausende Stellen streichen und etwa 200 von 1000 Filialen schließen. Eine Kehrtwende: In den letzten Jahren war - gegen den Branchentrend - das Filialnetz ausgebaut worden; Neukunden durften sich sogar über ein Begrüßungsgeld von 100 Euro freuen. Jene Versuche zahlten sich offenbar nicht aus.

Für Verbraucher ist das eine schlechte Nachricht. Die Zahl der Zweigstellen von Banken und Sparkassen halbierte sich ohnehin in den letzten zwei Jahrzehnten auf rund 30 000. Und nahezu täglich werden weitere Filialen geschlossen. Der Trend, dass Kunden ins Internet abwandern, wo sie selbst die Arbeit der Banker erledigen, kostet Jobs und Lebensqualität. Denn außerhalb der Metropolen stirbt nach Postamt, Grundschule und lokaler Verwaltung ein weiteres Stück sozialer Gemeinsamkeit. Dass ausgerechnet eine teilverstaatlichte Commerzbank diesen allgemeinen Trend zu kapital-privater Beschleunigung und menschlicher Isolierung befördert, darf als Warnzeichen gelten. Aber vielleicht kommt es noch anders: In Baden-Württemberg will die öffentliche BW-Bank ihr Filialnetz ausbauen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.