- Kultur
- Georg Fülberth
Helles Licht
Oft ist es keine Freude, Texte von Parteikommunisten zu lesen. Viele wirken wie trockene Brötchen, die schon mal jemand aufgeweicht hat, aber dann vergessen hat, wofür, sei es, um Buletten in die Pfanne zu hauen oder um die Revolution mit Wurfgeschossen voranzubringen.
Bei den Texten des kommunistischen Politikwissenschaftlers und Historikers Georg Fülberth ist das völlig anders. Sie handeln von Politik und Verbrechen im Kapitalismus und den unterschiedlichen Anstrengungen, sich dagegen zu wehren und sind in der Regel bedenkenswert. Und durchaus amüsant zu lesen, weil sie sehr gut geschrieben sind, eben »dogmatisch, aber mit leichter Hand«, wie ein Werbespruch der »jungen Welt« aus den 90er-Jahren lautete, für die Fülberth geschrieben hat, wie auch für »nd«, »Freitag« und »Konkret«. Nicht zu vergessen die »UZ«, die Zeitung der DKP, in der Fülberth seit Mitte der 70er Jahre organisiert ist und für die er in Marburg im Stadtparlament saß. In der SPD war er auch mal (sehr lange her) und im SDS (ebenfalls). Vor allem aber war der geborene Darmstädter (Südhessen) an der Philipps-Universität Marburg (Mittelhessen), wo er von 1972 bis 2004 als Professor für Politikwissenschaft lehrte.
Fülberth hat dort einst bei Wolfgang Abendroth studiert, wie auch Frank Deppe, Reinhard Kühnl und Peter Römer, die ebenfalls Professoren wurden und die dann in den bundesdeutschen Gesellschaftswissenschaften eine eigene Richtung, bzw. Fraktion, bildeten: die »Marburger Schule«. Diese war linkssozialistisch bis kommunistisch grundiert und beschäftigte sich unter anderem mit der Politischen Ökonomie des Faschismus - Ansätze, die allgemein in der Bundesrepublik, einem Staat, in dem man als kommunistischer Briefträger Berufsverbot bekommen konnte, verachtet bis verboten waren. In der wenig funkelnden DKP war und ist Fülberth eins der hellsten Lichter, geradezu sterngleich. Vor 19 Jahren wurde er vom »nd« gefragt, was dieser Partei fehle, um eine »revolutionäre Partei« zu werden. Antwort: »Eine revolutionäre Situation«. Heute wird Georg Fülberth 80 Jahre alt.
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