- Politik
- Proteste
Tausende demonstrieren für Rojava
Proteste in mehreren Städten.
»Alle zusammen gegen den Faschismus«, hallt es durch die Straßen Berlin-Kreuzbergs. Und immer wieder: »Es lebe Kurdistan«. Tausende Menschen haben sich am Donnerstagabend am Oranienplatz versammelt, um ihre Solidarität mit den Menschen in Rojava auszudrücken und gegen den türkischen Einmarsch in das nordsyrische Gebiet zu protestieren. Bereits am Nachmittag hatten sich mehrere Hundert Menschen vor dem Reichstag versammelt und waren anschließend zur Kundgebung nach Kreuzberg gezogen. Während die Veranstalter von rund 10 000 Teilnehmer*innen sprechen, nennt die Polizei mehrere tausend Personen. »Es war eine sehr kraftvolle Demo, die kurdische Jugend war ganz vorne mit dabei«, zeigt sich Amara von der kurdischen Frauenbewegung Jineolojî am späten Abend zufrieden.
In Redebeiträgen wird der Angriff der Türkei auf die Kurden in Nordsyrien scharf kritisiert. Auch die Mitschuld Deutschlands wird immer wieder betont: »Viele Länder haben ihre Waffenlieferungen an die Türkei gestoppt, Deutschland nicht«, sagt Amara. »Deutsche Waffen, deutsches Geld, morden mit in aller Welt«, rufen die Demonstrant*innen wütend. Auch die EU und ihr Flüchtlingsdeal mit der Türkei wird für den Angriff mitverantwortlich gemacht. »Nachdem Seehofer wegen dem Flüchtlingsdeal in der Türkei war, hat sich Erdoğan gestärkt gefühlt und angegriffen«, sagt Amara. Vor rund einer Woche hatte sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) mit türkischen Ministern in Ankara getroffen, dabei ging es auch um die Umsiedlung von syrischen Flüchtlingen in der Türkei in die sogenannte Sicherheitszone in den Kurdengebieten Nordsyriens.
»Wir sind der Auftakt einer Solidaritätsbewegung, die zeigen wird, dass die Kurden in Rojava nicht alleine sind«, so ein Sprecher am Donnerstagabend über das Megafon. Tausende Demonstrant*innen verwandelten den Oranienplatz in ein Fahnenmeer aus YPG- und kurdischen Flaggen und forderten ein Ende des PKK-Verbots. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der am Mittwoch den Angriff auf die kurdische YPG-Miliz, die von der Türkei als Terrororganisation angesehen wird, verkündet hatte, gilt für die meisten hier als »Mörder und Faschist«. Gegen 19 Uhr zog der Demonstrationszug dann von Kreuzberg nach Neukölln. Am Rande der Demo kam es immer wieder zu Rangeleien, weil mehrere Passant*innen den sogenannten Wolfsgruß, ein Erkennungs- und Grußzeichen der türkischen rechtsextremistischen Grauen Wölfe, zeigten, woraufhin sie von den Demonstrierenden angegriffen wurden. Laut Polizei soll es auch zu Stein- und Pyrotechnikwürfen gekommen sein, drei Polizist*innen wurden dabei verletzt und mehrere Menschen festgenommen. Am Ende zog die Demonstration unter dem Applaus der Umweltaktivist*innen von Extinction Rebellion, die die Kottbusser Brücke besetzt hatten, zum Kottbusser Tor, wo sie gegen 21.45 Uhr aufgelöst wurde.
Auch in anderen Städten gingen Hunderte Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit den Menschen in dem demokratischen, feministischen und multiethnischen Projekt Rojava auszudrücken. In Münster waren es laut Polizei rund Tausend, in Köln mehrere Hundert, in Hamburg und Magdeburg rund 500. Auch hier blieben die Kundgebungen laut Polizei weitgehend friedlich. Bereits am Mittwoch hatten in mehreren Städten Hunderte Menschen gegen den Angriff protestiert. Auch für Samstag sind im gesamten Bundesgebiet mehrere Großdemonstrationen geplant.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.