- Politik
- Ruhollah Zam
Entführt
Der iranische Journalist Ruhollah Zam lebt seit 2014 in Paris, doch wo er sich in diesen Tagen befindet, weiß niemand
Der iranische Journalist und politische Dissident Ruhollah Zam lebt seit 2014 in Paris im Exil - eigentlich. Doch wo genau sich der 46-Jährige in diesen Tagen befindet, weiß niemand so recht. Die iranischen Revolutionsgarden behaupten, sie hätten den 46-Jährigen zurück in sein Land »begleitet«.
Wie so eine Begleitung aussieht, durften die iranischen Bürger am Montagabend im staatlichen Fernseher betrachten: Ruhollah Zam sitzt, die Augen verbunden, in einem Auto, dann auf einem Stuhl neben der iranischen Nationalflagge. Dabei entschuldigt sich Zam vor einer laufenden Kamera beim iranischen Volk und dem Regime. Er habe fälschlicherweise ausländischen Regierungen vertraut, die ihm Sicherheit gewähren wollten, allen voran der französischen: offensichtlich ein erzwungenes Geständnis seiner Reue und gleichzeitig eine Machtdemonstration des iranischen Regimes an alle im Exil lebenden Bürger.
Ruhollah Zam ist Sohn des Klerikers Mohammad-Ali Zam. Sein Vater besetzte nach der islamischen Revolution 1979 diverse hochrangige Ämter in der Verwaltung. Geboren und aufgewachsen ist Ruhollah Zam in Teheran. Als im Jahr 2009 als Reaktion auf Fälschungsvorwürfe bei der Präsidentschaftswahl eine Protestwelle ausbrach, die später als Grüne Bewegung bekannt werden sollte, fiel Ruhollah trotz seines einflussreichen Vaters in Ungnade. Er wurde verhaftet, wegen angeblich aufwiegelnder Berichterstattung und Beteiligung an Demonstrationen.
In Frankreich etablierte er einen Medienkanal namens »Amadnews« auf dem Chatdienstleister Telegramm. Hier folgen über eine Millionen Menschen seiner Berichterstattung. Der Kanal wurde der Regierung schnell ein Dorn im Auge. Sogar sein Vater gab im Namen des Regimes eine öffentliche Erklärung ab, in dem er seinen Sohn anprangerte, eine »rote Linie« überschritten zu haben. Vorgeworfen wird ihm unter anderem Spionage und Kollaboration mit ausländischen Geheimdiensten. Dazu soll er das Volk zum bewaffneten Aufstand gegen die Mullahs aufgerufen haben.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.