- Kommentare
- Asylpolitik
Weder tolerant noch weltoffen
Marie Frank fordert gleiche Chancen für Flüchtlinge
Endlich gute Nachrichten: Den kurzen Dienstweg zum Traumjob durch gute Verbindungen gibt es jetzt nicht mehr nur noch für weiße Männer, sondern neuerdings auch für geflüchtete Männer. Ironie beiseite, so ist es natürlich nicht, schließlich landen die Syrer und Afghanen, die die Wirtschaftslobbyisten vom VBKI in Lohn und Brot bringen, mitnichten in den Führungsetagen. Die sind natürlich weiterhin den weißen Männern vorbehalten. Denn auch wenn uns die Wirtschaft mit ihren Arbeitsvermittlungsprojekten für Flüchtlinge etwas anderes erzählen will, die Wahrheit ist, dass das Kapital so lange weltoffen und tolerant ist, wie es ihnen nutzt. Und Geflüchtete nutzen ihnen genau dann, wenn es darum geht, den sogenannten Fachkräftemangel zu bekämpfen.
Den gibt es vor allem deshalb, weil die Arbeitsbedingungen in vielen Ausbildungen und Beschäftigungsverhältnissen so mies sind und die Bezahlung so schlecht ist. Doch statt daran etwas zu ändern, ist es natürlich viel billiger, geflüchtete Menschen, ohne Perspektive und ohne große Wahl, einzustellen. Wenn dabei noch ein Imagegewinn herauskommt, umso besser. So wichtig es ist, Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sollte man sich keine Illusionen darüber machen, welche Interessen dahinterstehen, wenn solche Projekte aus der freien Wirtschaft kommen. Denn Unternehmer*innen handeln mitnichten aus Altruismus und Menschenfreundlichkeit, es geht ihnen immer um den höchstmöglichen Gewinn.
Und darum sollte es bei der Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt gerade nicht gehen. Das Ziel ist hier nicht die Gewinnung neuer, billiger Arbeitskräfte, sondern Chancengleichheit. Die herzustellen, dürfen wir jedoch nicht der freien Wirtschaft überlassen, das ist und bleibt ein politischer Kampf gegen das Kapital.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.