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Pfade finden im Pflegedschungel
Mit der neuen Internetplattform »mitpflegeleben« sollen alle Fragen rund um das Thema Pflege beantwortet werden
»Startups zeigen den Weg in die Zukunft der Politik«, lobte am Dienstagabend Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Live-Gang des Internetportals »mitpflegeleben« per Videobotschaft. Man könnte ergänzen: Sie übernehmen häufig auch deren Aufgaben.
Die Plattform »mitpflegeleben« will alles notwendige Wissen rund um das Thema Pflege auf neue Art und Weise bündeln und zugänglich machen. Dabei sollen alle Beteiligten gleichermaßen berücksichtigt werden. Deren Probleme, so Gründungsgeschäftsführerin Cornelia Röper, seien häufig eng miteinander verbunden: Angehörige und Betroffene würden in der Regel von Pflegebedürftigkeit überrascht und Pflegeeinrichtungen könnten auf die Bedarfe und Fragen nicht angemessen reagieren. Die Angebotssuche dauere Monate, viele Informationen gäbe es nur in schriftlicher Form, Pflegeleitungen müssten bei der Beratung von Angehörigen »immer wieder von vorn beginnen«. Dazu komme, dass diese Beratung, so wichtig sie sei, nicht zu den Kernaufgaben gehöre - für zuständige Kolleg*innen fehle aber das Geld.
Besonders auffällig sei das bei dementiellen Erkrankungen, gibt Sophie Rosentreter, die als »Demenz-Aktivistin« Schulungen in Pflegeeinrichtungen durchführt, zu bedenken. »70 Prozent der Demenzkranken werden zu Hause gepflegt, 30 Prozent der pflegenden Angehörigen nehmen keine Hilfe an«, erklärt Rosentreter. Pflegeheime würden dabei vollkommen zu Recht als »Verwahranstalten« betrachtet. »Ich selbst würde nur in eine Handvoll der vielen Heime einziehen, die ich mittlerweile kenne«, sagt Rosentreter.
Mit dem Portal »mitpflegeleben« soll es laut Geschäftsführerin Röper jedem einzelnen Menschen möglich sein, sich im »Pflegedschungel« zurechtzufinden. »Der Mensch steht dabei im Mittelpunkt, uns geht es nicht darum, dass hier besonders viel Geld verdient wird«, betont die Gründerin. Die Plattform sei ein Produkt »aus der Sozialwirtschaft für die Sozialwirtschaft, dessen Inhalte auch in der Sozialwirtschaft bleiben«. Dafür, so Röper, zeichneten auch die 15 Gesellschafter des Unternehmens, darunter große Sozialträger wie Diakonie, Caritas und Johanniter Unfallhilfe, verantwortlich.
Hinter »mitpflegeleben« steht außerdem der Verband für Digitalisierung in der Sozialwirtschaft (vediso). Röper gilt seit der von ihr gegründeten Website »Wefugees« als eine Art Star der Social-Startup-Szene. Ihr Geschäftsführungskollege Torsten Anstädt verweist auf die Entwicklung der Plattform in Deutschland - »transatlantischen Akteuren können wir die Stirn bieten«.
»›Mitpflegeleben‹ macht einen großen Versuch, dem Sie Vertrauen schenken sollten«, gibt der ehemalige SPD-Vizekanzler und Minister für Soziales, Franz Müntefering, als Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen den Gästen des Live-Gangs per Videobotschaft mit auf den Weg.
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