- Politik
- Thüringen-Wahl
+++ CDU-Wähler würden mit der LINKEN reden +++
Linkspartei holt 31 Prozent / Ramelow sieht klaren Regierungsauftrag / AfD wird zweitstärkste Kraft / Grüne nur knapp im Landtag / Keine Mehrheit für Rot-Rot-Grün
Vorläufiges Endergebnis der Thüringen-Wahl: LINKE: 31%, AfD: 23,4%, CDU: 21,8%, SPD: 8,2%, Grüne: 5,2%, FDP: 5,0%
Update 24.00 Uhr: Vorläufiges Endergebnis und Schluss
Die LINKE von Ministerpräsident Bodo Ramelow hat die Landtagswahl in Thüringen gewonnen. Sie kam nach Abschluss der Auszählung am Sonntag auf 31,0 Prozent. Die Linkspartei wurde damit erstmals stärkste Partei in einem Bundesland. Ihre bisherige Regierung mit der SPD und den Grünen verlor jedoch ihre Mehrheit, wie die Zahlen des Landeswahlleiters ergaben. Zweitstärkste Partei wurde die AfD, die ihr Ergebnis auf 23,4 Prozent mehr als verdoppelte.
Die CDU, die bis 2014 in Thüringen die Ministerpräsidenten gestellt hat, kam mit 21,8 Prozent auf den dritten Platz. Die SPD erreichte 8,2 Prozent. Grüne und FDP schafften mit 5,2 beziehungsweise 5,0 Prozent nach einer mehrstündigen Zitterpartie knapp den Einzug in den Landtag. Die Wahlbeteiligung betrug 64,9 Prozent.
An dieser Stelle beenden wir für heute unsere Liveberichterstattung zur Thüringen-Wahl und wünschen eine Gute Nacht.
Update 23:30 Uhr: Ramelow will sich »sehr schnell« zur Wahl stellen
Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow will sich schon bald im Landtag für weitere fünf Jahre als Ministerpräsident zur Wahl stellen. »Die Wählerinnen und Wähler haben Vertrauen zu meiner Kraft, auch die zukünftige Regierung zügig bilden zu können. Und ich habe natürlich die Absicht, mich sehr schnell im Parlament zur Wahl zu stellen«, sagte der LINKEN-Politiker am späten Sonntagabend im ZDF. Danach werde es keine »wackeligen Verhältnisse« geben, sagte er.
Gefragt, ob die CDU in der Pflicht stehe, mit der LINKEN bei der Regierungsbildung zusammenzuarbeiten, sagte Ramelow: »Alle Demokraten müssen in der Lage sein, miteinander zu sprechen.« Und er fügte an: »Lasst uns doch auch mal ausloten, was es an gemeinsamer Kraft im Parlament gibt. Und das ist noch jenseits von der Frage, wer mit wem offiziell in Regierungsgespräche eintritt.« In Thüringen sei es in den vergangenen Jahren immer wieder geschafft worden, »über scheinbare parteipolitische Gräben hinweg« in entscheidenden Fragen an einem Strang zu ziehen, etwa nach Bekanntwerden der NSU-Terrorserie oder nach dem Atomunfall von Fukushima.
Ramelow sagte: »Die Verhältnisse in Thüringen sind eindeutig, die Landesregierung ist handlungsfähig. Und wir werden im Parlament mit der Konstituierung der neuen Legislatur einfach für Mehrheiten sorgen, so dass wir auch in Zukunft in Thüringen handlungsfähig regieren können.« Mit Blick auf die CDU sagte er: »Was mich heute Abend ein bisschen stört, ist, dass der größte Wahlverlierer zuallererst die Verantwortung bei allen anderen sucht.«
Update 23:25 Uhr: Ramelow holt Direktmandat
Ministerpräsident Bodo Ramelow (LINKE) hat das Direktmandat in seinem Erfurter Wahlkreis mit mehr als 40 Prozent geholt. Nach Angaben des Landeswahlleiters gewann er mit 42,1 Prozent den Wahlkreis, in dem auch FDP-Spitzenkandidat Thomas Kemmerich antrat. Kemmerich kam auf 7,0 Prozent. Das zweitbeste Ergebnis erzielte Dominik Kordon von der CDU mit 16,3 Prozent.
Update 21:30 Uhr: FDP und Grüne müssen zittern
Ein Zwischenstand dieses Abends: Auf Thüringen kommt eine äußerst schwierige Regierungsbildung zu. Die LINKE mit Ministerpräsident Bodo Ramelow erzielte bei der Landtagswahl zwar ein Rekordergebnis von rund 30 Prozent - allerdings verlor Ramelows Dreierkoalition mit SPD und Grünen ihre Mehrheit. Die CDU rutschte mit Spitzenkandidat Mike Mohring auf den dritten Platz hinter die deutlich erstarkte AfD. Auch die SPD sackte auf einen Tiefstand ab. FDP und Grüne müssen um den Einzug in den Landtag zittern.
Denkbare Koalitionen im künftigen Landtag könnten nur unter Einbeziehung entweder der LINKEN oder der AfD auf eine eigene Mehrheit kommen. Koalitionen mit der AfD schlossen alle anderen Parteien aus - eine Regierungsbildung jenseits der AfD dürfte schwierig werden, sofern die CDU an ihrem Nein zu einem Bündnis mit der Linkspartei festhält. Auch die FDP lehnt ein solches Bündnis ab. Sollte sie in den Landtag einziehen, wäre rein rechnerisch eine Mehrheit für eine Viererkoalition mit Rot-Rot-Grün möglich.
Ministerpräsident Ramelow beansprucht die Führung der künftigen Regierung: »Der Regierungsauftrag ist ganz eindeutig bei meiner Partei.« Er zeigt sich bereit »zu Gesprächen mit allen demokratischen Parteien«.
Update 20:00 Uhr: CDU-Wähler*innen würden Koalition mit der LINKEN überdenken
Eine Mehrheit von knapp 70 Prozent meint, dass die CDU eine Koalition mit der LINKEN nicht mehr grundsätzlich ausschließen sollte. In einer Umfrage von Infratest dimap finden unter den CDU-Wähler*innen 68 Prozent, dass die Partei in der Frage neu entscheiden sollte. Lediglich 28 Prozent wollen am Koalitionsausschluss festhalten. Bei einem Koalitionsausschluss mit der AfD soll es allerdings bleiben, sagen 81 Prozent der Befragten CDU-Wähler*innen.
Update 19:43 Uhr: Ramelow könnte weiterregieren, wenn...
Für die rot-rot-grüne Regierung von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (LINKE) reicht es laut den Hochrechnungen von ARD und ZDF nach der Landtagswahl nicht mehr für eine Mehrheit. Allerdings gibt es gesetzliche Regelungen, die Ramelow auch bei einer fehlenden Mehrheit im Parlament zunächst das Weiterregieren möglich machen würden.
Artikel 75 Absatz 3 der Thüringer Landesverfassung ermöglicht dem Ministerpräsidenten und der gesamten Landesregierung, »die Geschäfte bis zum Amtsantritt ihrer Nachfolger fortzuführen«, also kommissarisch im Amt zu bleiben. Rot-Rot-Grün brachte bereits im Sommer einen Landeshaushalt für 2020 durch den Landtag. Das wäre zunächst eine solide Grundlage.
Ramelow müsste aber praktisch mit einer Minderheitsregierung weitermachen und sich für Gesetzesinitiativen wechselnde Mehrheiten im Parlament suchen - sollte die FDP nicht in den Landtag kommen, blieben dafür nur CDU und AfD. Letztlich wäre eine solche Regierung auf Dauer instabil.
Die Landesverfassung sieht in Artikel 50 Absatz 2 eine vorzeitige Neuwahl vor, wenn der Landtag auf Antrag von einem Drittel seiner Mitglieder und mit der Mehrheit von zwei Dritteln seine Auflösung beschließt. Über den Antrag zur Auflösung darf demnach frühestens am elften und muss spätestens am 30. Tag nach Antragstellung abgestimmt werden.
Ist der Antrag auf Auflösung des Parlaments erfolgreich, muss die vorzeitige Neuwahl innerhalb von 70 Tagen stattfinden. Das ist in Paragraf 49 der Geschäftsordnung des Landtags geregelt.
Den Hochrechnungen von ARD und ZDF zufolge kann es sein, dass die LINKE mindestens eine Drittel der Mandate erhält - gegen ihren Willen könnte dann keine Auflösung des Parlaments beschlossen werden.
Update 19:20 Uhr: Erfolgsfaktor Ramelow
Ministerpräsident Bodo Ramelow hat nach einer Analyse der Forschungsgruppe Wahlen die Basis für den historischen Sieg seiner Partei bei der Landtagswahl in Thüringen gelegt. Der Spitzenkandidat der LINKEN schneide bei Leistungsbilanz und Ansehen deutlich besser ab als CDU-Ministerpräsidenten des Landes vor fünf oder zehn Jahren; die meisten Thüringer wünschten sich Ramelow weiter als Regierungschef, heißt es in der am Sonntagabend veröffentlichen Analyse des Wahlausgangs.
Die LINKE wurde bei der Wahl erstmals in einem Bundesland stärkste Kraft vor AfD und CDU. Die CDU, die 1990 bis 2014 stets die meisten Stimmen bekommen hatte, stürzte auf ihr bislang schlechtestes Ergebnis. Wie die SPD ohne bundespolitischen Rückenwind, werde die CDU zwar bei Ansehen und politischer Arbeit positiv gesehen, beim Kandidaten und zentralen Themen habe sie aber relative Defizite, analysierte die Forschungsgruppe.
So liege CDU-Spitzenkandidat Mike Mohring beim Ansehen mit 0,9 Punkten auf einer Skala von plus bis minus 5 Punkten klar hinter Ramelow (1,6 Punkte). Dieser werde inzwischen auch im CDU-Lager positiv bewertet. 73 Prozent der Thüringer bescheinigten Ramelow gute Arbeit und 53 Prozent bevorzugten ihn, aber nur 32 Prozent Mohring als Regierungschef. Im Duell LINKE- gegen AfD-Kandidat seien 72 Prozent für Ramelow und lediglich 14 Prozent für den AfD-Mann Björn Höcke, der selbst die eigenen Reihen nur bedingt überzeuge.
Die Zahlen der Forschungsgruppe Wahlen basieren nach deren Angaben auf einer telefonischen Befragung unter 1628 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in Thüringen in der Woche vor der Wahl sowie auf der Befragung von 18 808 Wählern am Wahltag.
Update 19:06 Uhr: Mohring schließt Koalition mit der LINKEN aus
CDU-Spitzenkandidat Mike Mohring hat mit Ratlosigkeit auf das Wahlergebnis von Thüringen reagiert. Er könne »heute Abend nicht Antworten geben« auf die Frage, wie der Freistaat in Zukunft regiert werden solle, sagte Mohring am Abend in Erfurt. Welche Rolle seine CDU dabei spielen könnte, ließ Mohring offen. Er schloss Bündnisse mit der AfD oder der Linkspartei aus.
Auch CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak schloss eine Zusammenarbeit seiner Partei mit der LINKEN oder AfD in Thüringen aus. Es werde »keine Koalition mit den Linken und der AfD geben«, sagte er in Berlin. Eine »Koalition und jede ähnliche Form« der Zusammenarbeit mit Rot-rot-grün schloss er aus.
Update 18:50 Uhr: SPD spricht von gesellschaftlicher Polarisierung
Wundenlecken bei der SPD nach dem sehr schwachen Abschneiden bei der Thüringen-Wahl: SPD-Fraktionschef Matthias Hey zeigte sich enttäuscht vom Abschneiden seiner Partei. »Das ist ein sehr, sehr bitteres Ergebnis für die Sozialdemokraten. Das fühlt sich nicht gut an«, sagte er am Sonntag in Erfurt. SPD-Spitzenkandidat Wolfgang Tiefensee bezeichnete das Ergebnis als »enttäuschend«. In dem Land habe es eine »besondere Situation« gegeben: Die größeren Parteien hätten im Mittelpunkt gestanden, worunter die vergleichsweise kleinen Parteien wie die SPD zu leiden gehabt hätten.
Ähnlich äußerte sich Vizekanzler Olaf Scholz. Es gebe eine große gesellschaftliche Polarisierung, dies hätten schon die Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen gezeigt. Profitieren könnten jeweils aber die Parteien, die nach den Umfragen den Regierungschef stellen können.
Das Ergebnis sei eine große Herausforderung für eine Regierungsbildung. Die SPD stehe bereit, Verantwortung zu übernehmen. Klar sei: »Die AfD gehört nicht in eine Regierung. Ich glaube, das ist für alle klar.«Update 18:27 Uhr: Ramelow sieht Regierungsauftrag
Ministerpräsident Bodo Ramelow (LINKE) sieht nach dem Abschneiden seiner Partei bei der Landtagswahl einen klaren Regierungsauftrag. »Ich sehe mich ganz klar bestätigt. Bei dem Zustimmungswert, den meine Partei bekommen hat, ist der Regierungsauftrag klar bei meiner Partei. Und ich werde diesen Auftrag auch annehmen«, sagte er in Erfurt. Wegen der guten Wahlbeteiligung sei er stolz auf das Land Thüringen. »Die Wahlbeteiligung ist seit langem nicht mehr so hoch gewesen, deswegen ist es ein großer Tag für unser Parlament.«
18-Uhr-Prognose von infratest dimap: CDU: 22,5 %, LINKE: 29,5 %, SPD: 8,5 %, AfD: 24 %, Grüne: 5,5 %, FDP: 5,0 %
Update 18.20 Uhr: Bartsch spricht von »sensationellen Sieg«
Der LINKEN-Fraktionschef im Bundestag, Dietmar Bartsch, hat den Ausgang der Landtagswahl in Thüringen als historischen und sensationellen Sieg seiner Partei gewürdigt. »So ein Ergebnis haben wir uns kaum träumen lassen«, sagte er am Sonntagabend nach der Landtagswahl im ZDF. Dies sei ein Verdienst von Regierungschef Bodo Ramelow (LINKE). »Es gibt einen klaren Regierungsauftrag, den wird Bodo Ramelow annehmen«, sagte Bartsch in der ARD. Die AfD in Thüringen sei viel zu stark, kritisierte er. Ihr Ziel - stärkste Partei zu werden - habe sie aber nicht erreicht.
Update 18:04 Uhr: LINKE stärkste Kraft
Laut 18-Uhr-Prognose von Infratest dimap für die ARD ist die LINKE bei der Landtagswahl stärkste Kraft geworden. Die Partei von Ministerpräsident Bodo Ramelow erreichte 29,5 Prozent der Stimmen (2014: 28,2 Prozent). Deutlich abgestürzt ist die CDU, die nur noch auf 22,5 Prozent kommt und damit gegenüber der Wahl vor fünf Jahren deutlich an Zustimmung einbüßt (2014: 33,5 Prozent).
Einen großen Sprung macht dagegen die AfD. Die Partei des völkischen Nationalisten Björn Höcke kann ihr Ergebnis etwa verdoppeln und erreicht 24,0 Prozent (2014: 10,6 Prozent). Noch einmal bergab geht es für die SPD, die laut Prognose mit 8,5 Prozent nur noch ein einstelliges Ergebnis einfährt (2014: 12,4 Prozent)
Die Grünen können vom Trend der Bundespartei und den letzten Wahlerfolgen in mehreren Bundesländern nicht profitieren. Sie erreichen 5,5 Prozent (2014: 5,7 Prozent). Um einen möglichen Parlamentseinzug bangen muss die FDP. Die Liberalen erreichen laut Prognose 5,0 Prozent (2014: 2,5 Prozent). nd
Update 17:27 Uhr: Bannmeile nicht eingehalten
Um jedes Wahllokal gibt es eine 100-Meter-Bannmeile für Wahlplakate. Noch am Morgen mussten Wahlvorstände in Erfurt Plakate abhängen. Manche hingen so hoch, dass die Feuerwehr mit Leiterwagen anrücken musste, berichtet die »Thüringer Allgemeine Zeitung«. Auch in Eisenach mussten mehr als 60 Plakate abgehängt werden.
Update 17:09 Uhr: Deutlich mehr Wähler*innen als 2014
An der Landtagswahl haben schon jetzt deutlich mehr Wähler teilgenommen als vor fünf Jahren. Nach Angaben des Landeswahlleiters hatten bis 16.00 Uhr rund 54,1 Prozent und damit mehr als die Hälfte der rund 1,7 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Bei der Wahl 2014 hatte die Beteiligung am Ende 52,7 Prozent betragen, um 16.00 Uhr waren es 40,8 Prozent gewesen. Die Briefwähler sind dem Landeswahlleiter zufolge in diesen Zahlen nicht enthalten. Nach Umfragen bei den Gemeinden haben fast 14 Prozent der Wahlberechtigten im Vorfeld von der Briefwahl Gebrauch gemacht.
Update 17:01 Uhr: Vogel sieht keine Basis für CDU und LINKE
Thüringens ehemaliger Ministerpräsident Bernhard Vogel hat die Landes-CDU vor einer Zusammenarbeit mit der Linkspartei nach der Wahl gewarnt. »Eine Koalition der CDU mit den LINKEN ist für mich nicht vorstellbar«, sagte Vogel dem Sender n-tv. »Eine solche Koalition würde mit Recht einen erheblichen Teil unserer Wähler vertreiben.« Der frühere Regierungschef (1992 - 2003) erwartet nach eigenen Angaben eine komplizierte Regierungsbildung nach der Thüringen-Wahl am Sonntag.
Die letzten Umfragen deuten allerdings darauf hin, dass am Ende womöglich kaum rechnerisch stabile Koalitionsoptionen bleiben könnten. Sollte es für eine Fortsetzung von Rot-Rot-Grün nicht reichen, könnten LINKE und CDU gezwungen sein, miteinander Gespräche zu führen, sofern die AfD nicht an einer Regierung beteiligt werden soll.
Update 16:39 Uhr: Auf der Regierungsstraße
Fünf Jahre mit Bodo Ramelow als Ministerpräsident haben die Thüringer LINKE nicht entzaubert. Im Gegenteil. Eine Analyse von Wolfgang Hübner.
Update 15:09 Uhr: Wahlbeteiligung deutlich höher
Bei der Landtagswahl zeichnet sich weiter eine wesentlich höhere Wahlbeteiligung ab als 2014. Nach Angaben des Landeswahlleiters hatten bis 14.00 Uhr rund 42,2 Prozent der rund 1,7 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. 2014 hatte zu diesem Zeitpunkt die Wahlbeteiligung bei 30 Prozent gelegen. Auch bei der Europawahl im Mai hatten bis 14.00 Uhr erst 36,4 Prozent der Wahlberechtigten gewählt. Die Briefwähler sind dem Landeswahlleiter zufolge in diesen Zahlen nicht enthalten. Nach Umfragen bei den Gemeinden haben fast 14 Prozent der Wahlberechtigten im Vorfeld von der Briefwahl Gebrauch gemacht.
Update 15:01 Uhr: Wie ist es mit einem linken Ministerpräsidenten?
Fünf Jahre lang konnten die Thüringer herausfinden, wie es so ist, mit einem linken Ministerpräsidenten. Mit welcher Stimmung sehen sie der Landtagswahl an diesem Sonntag entgegen? Die Kolleg*innen Sebastian Haak, Ines Wallrodt, Johanna Treblin und Bahareh Ebrahimi haben sich umgehört.
Update 14:44 Uhr: Feine Sahne grüßt Thüringen
Grüße zur Landtagswahl in Thüringen gibt es auch aus dem Norden. Die Punk-Band »Feine Sahne Fischfilet« wünscht sich von den Thüringer*innen, dass sie heute mal den »Arsch ins Wahllokal bewegen«, um dem Rechtsruck zu begegnen.
Update 14.30 Uhr: »Wahlhelfer« soll keine Wahlwerbung sein
Mit der kostenlosen Zeitung »Der Wahlhelfer« sollte Hunderttausenden Thüringern ihre Entscheidung am heutigen Sonntag erleichtert werden. Das fragwürdige Gratisblatt machte eindeutig Stimmung für die AfD. Seit Freitag ist es verboten. nd-Redakteur Robert D. Meyer hat es sich dennoch angeschaut.
Update 14.00 Uhr: Wie könnte es weitergehen?
Für eine Neuauflage von Rot-Rot-Grün könnte es knapp werden - vor allem, weil Ramelows Bündnispartner SPD schwächelt. Entscheidend wird auch sein, ob die FDP, die aktuell nicht im Landtag vertreten ist, die Fünf-Prozent-Hürde schafft und wieder ins Parlament einzieht. Dann bräuchte Rot-Rot-Grün noch mehr Mandate für eine Mehrheit. Reicht es für Rot-Rot-Grün nicht, könnte eine Regierungsbildung schwierig werden. Zumindest rechnerisch könnte es nach Umfragen für Bündnisse der CDU mit der AfD oder mit den LINKEN reichen - beides haben die Christdemokraten aber ausgeschlossen. Auch ein Bündnis von CDU, SPD, Grünen und FDP, wie sie Mohring ins Spiel gebracht hatte, wäre nach jüngsten Erhebungen möglicherweise ohne Mehrheit.
Weitere denkbare Optionen: Laut Thüringer Verfassung bleibt Ramelow nach der Wahl geschäftsführend im Amt bis ein neuer Ministerpräsident gewählt wird. Eine Frist, bis wann das spätestens zu geschehen hat, gibt es anders als in einigen anderen Bundesländern in Thüringen nicht.
Oder: Findet keine politisch denkbare Koalition eine Mehrheit, könnte es auf eine Minderheitsregierung hinauslaufen. In diesem Fall müsste sich aber zum Beispiel Ramelows Bündnis von einer weiteren Partei tolerieren lassen - von der CDU, der AfD oder der FDP. Umgekehrt könnte es auch Mohring mit einer Minderheitsregierung versuchen. Für die Wahl des Ministerpräsidenten ist im dritten Wahlgang nur noch eine relative Mehrheit nötig - und keine absolute Mehrheit wie in den ersten beiden Wahlgängen.
Update 13.41 Uhr: Höhere Beteiligung zeichnet sich ab
Bei der Landtagswahl zeichnet sich eine deutlich höhere Wahlbeteiligung ab als vor fünf Jahren. Nach Angaben des Landeswahlleiters hatten bis 12.00 Uhr rund 31,2 Prozent der rund 1,7 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. 2014 hatte zu diesem Zeitpunkt die Wahlbeteiligung bei 19,9 Prozent gelegen. Die Briefwähler sind dem Landeswahlleiter zufolge in diesen Zahlen nicht enthalten.
+++ Thüringen hat die Wahl +++
Erfurt. Thüringen hat die Wahl: Rund 1,7 Millionen Bürger sind dort am heutigen Sonntag dazu aufgerufen, einen neuen Landtag zu wählen. Erwartet wird ein knappes Ergebnis. Die seit 2014 regierende rot-rot-grüne Koalition - die erste in einem Bundesland unter Führung der Linkspartei - muss um ihre Mehrheit fürchten. Auch die am Donnerstag veröffentlichte letzte Umfrage, erhoben von der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF-Politbarometer, sah das Dreierbündnis von Ministerpräsident Bodo Ramelow bei 44 Prozent.
Die LINKE kam in der Erhebung als stärkste Partei auf 28 Prozent. Ihre Regierungspartner SPD und Grüne lagen bei 9 beziehungsweise 7 Prozent. Die CDU, die mehr als zwei Jahrzehnte in Thüringen regiert hat, kam auf 26 Prozent und würde damit ihre Rolle als stärkste Partei verlieren. Die AfD, die in Thüringen vom Wortführer des rechtsnationalen Flügels Björn Höcke geprägt wird, gewann in der Umfrage mit 21 Prozent erheblich hinzu. Die FDP musste mit 5 Prozent um die Rückkehr ins Parlament bangen.
Sollte es am Abend für Rot-Rot-Grün nicht reichen, könnte die Regierungsbildung in Thüringen schwierig werden. Die Wahlkämpfer warben daher bis zuletzt im Freistaat mit viel Parteiprominenz um Stimmen. Die CDU hatte im Vorfeld Bündnisse mit der Linkspartei und der AfD ausgeschlossen. CDU-Spitzenkandidat Mike Mohring sprach sich für eine Viererkoalition seiner Partei mit Grünen, SPD und FDP aus.
Im Landtag sind insgesamt 88 Sitze zu vergeben, je 44 Direkt- und Listenmandate. Durch Überhang- und Ausgleichsmandate könnte die Zahl noch steigen. Zur Wahl 2019 treten 18 Parteien an; auf den Landeslisten stehen die Namen von 399 Männern und Frauen. Die Wähler dürfen zwei Kreuze machen. Mit der Erststimme werden die Direktkandidaten im Wahlkreis gewählt, mit der Zweitstimme eine Partei. Agenturen/nd
Weitere Texte:
- Wie es so ist, mit einem linken Ministerpräsidenten?
-
Auf der Regierungsstraße: Fünf Jahre mit Bodo Ramelow als Ministerpräsident haben die Thüringer LINKE nicht entzaubert.
-
Beharrliches Bündnis: Was Rot-Rot-Grün in Thüringen bewegt hat. Eine Bilanz
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.