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Empörung: AfD-Kranz bei Einweihung von Gedenkort für NSU-Opfer
Eine Frau soll den Parteinamen vom Band abgeschnitten haben / Auseinandersetzung zwischen Polizei und Besuchern
Zwickau. Nach der Zerstörung eines ersten Gedenkortes für die NSU-Mordopfer ist am Sonntag in Zwickau ein neues Denkmal eingeweiht worden. An jedem der zehn für die Opfer gepflanzten Bäume wurde eine Gedenkplatte in den Boden eingelassen, bestätigte ein Sprecher der Stadt dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage. In einer Schweigeminute wurde der Opfer gedacht. Auf den Bodenplatten stehen unter anderem Namen und Alter der Ermordeten. An der Veranstaltung nahmen nach Polizeiangaben rund 450 Menschen teil.
Für Unmut sorgte zwischenzeitlich unter anderem ein Kranz der AfD-Fraktion Zwickau für die NSU-Opfer. Die Polizei ermittelte deshalb wegen Sachbeschädigung. Die »Freie Presse« berichtet, eine junge Frau habe das Band mit dem Schriftzug der AfD abgeschnitten, woraufhin die Polizei die Personalien der Frau feststellen wollte. Während sie zu einem Auto geführt wurde, gerieten Polizisten und Menschen, die das verhindern wollten, aneinander. Die Polizei drohte demnach den Einsatz von Pfefferspray an, gleichzeitig waren Sprechchöre zu hören, die die Polizisten als Faschisten bezeichneten.
Ein erster Gedenkbaum für den ermordeten Blumenhändler Enver Simsek war Anfang Oktober in Zwickau von Unbekannten abgesägt worden. Am achten Jahrestag der Selbstenttarnung der rechtsextremen Terrorgruppe am Montag will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Gedenkort besuchen. Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) wird in Zwickau erwartet.
Das Absägen des Gedenkbaumes hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Zwickaus Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD) sprach von einer »ruchlosen Tat«. In Zwickau war bereits 2016 ein anderes Denkmal für die Opfer des NSU zerstört worden.
Mit dem Gedenkort im Zwickauer Schwanenteichpark will die Stadt nach eigenen Angaben ein »starkes Zeichen für mehr Toleranz und gegen das Vergessen der menschenverachtenden NSU-Taten« setzen. Die Bäume waren seit Anfang der Woche gepflanzt worden und wurden seither rund um die Uhr bewacht. Sie sollen künftig im Dunkeln angeleuchtet werden. Die Stadtverwaltung hofft somit, weitere Zerstörungen zu verhindern. epd/nd
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