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Städtebau im Bürgertest
Drei Entwürfe für künftige Nutzung des Dragoner-Areals vorgelegt
Eine Sache ist schon gewiss beim Kreuzberger Dragoner-Areal: Mindestens 500 Wohnungen sollen neben weiteren Nutzungen auf der im Planungsverfahren Rathausblock genannten Fläche untergebracht werden. Drei aus jeweils mehreren Büros zusammengesetzte Planungsteams haben nun erste Entwürfe erarbeitet, die am Dienstag nach Redaktionsschluss dieser Zeitung im Rathaus Kreuzberg öffentlich vorgestellt werden sollten. Damit nimmt die »gemeinwohlorientierte und kooperative« Entwicklung des Areals langsam konkretere Formen an.
Die Stadtplaner und Architekten hatten keine leichte Aufgabe zu lösen. »Allein schon den Gewerbebereich schalltechnisch vom Wohnbereich zu trennen, wird eine große Herausforderung sein«, sagt Wohnen-Staatssekretär Sebastian Scheel (LINKE) bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Denn das bestehende Gewerbe - unter anderem Autowerkstätten, eine Polsterei und der Club Gretchen - gehört zur Kategorie »störend«, wenn in der Nähe auch Menschen leben. Es soll daher in der Nordwestecke des Geländes in einem Gewerbehof konzentriert werden
»Alle wissen, dass uns eine politische Aussage zum Bestandsschutz nichts nutzt, wenn die Leute am Ende das Gewerbe wegklagen können«, sagt Pamela Schobeß, Sprecherin der Gewerbetreibenden auf dem Gelände und Betreiberin des Gretchens. Sie hatte genau das schon 2011 mit ihrem einstigen Club Icon in Prenzlauer Berg erlebt. Derzeit werden 11 400 Quadratmeter Gebäudefläche gewerblich genutzt, mit 25 600 Quadratmetern soll sich die Zahl mehr als verdoppeln.
Für Wohnungen sind 41 250 Quadratmeter vorgesehen, dazu kommen 7000 Quadratmeter für eine Erweiterung des Rathauses Kreuzberg. 5000 Quadratmeter mehr Fläche will das Finanzamt, das so eine Außenstelle aufgeben könnte. 3700 weitere Quadratmeter sind für Geflüchtetenwohnen, einen Kindergarten, einen Jugendklub sowie einen Kieztreff vorgesehen. Damit liegt die geplante Bruttogeschossfläche derzeit mit über 82 000 Quadratmetern fast ein Drittel über dem ursprünglichen Ansatz.
Das kann durchaus noch für Konflikte sorgen. Einige Anwohner lehnen zum Beispiel Hochhäuser ab. Um die Nutzungen unterzubringen, aber gleichzeitig die denkmalgeschützten Bereiche und Freiflächen zu erhalten, sind in den Entwürfen bis zu 14-geschossige Gebäude vorgesehen. »Debatten und Streitfragen gehen auch durch die Initiativenlandschaft. Zum Beispiel über die bauliche Dichte«, sagt Roberta Burghardt vom Vernetzungstreffen Rathausblock.
Streit gab es auch um die Frage, wer eigentlich baut. 400 der geplanten Wohnungen wird die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte errichten, weitere 100 sollen in genossenschaftlicher Hand entstehen. Initiativen wollten mehr Flächen haben. Laut Kaufvertrag mit dem Bund dürfen allerdings maximal zehn Prozent der Grundstücksfläche weitergegeben werden. Dies soll per Erbbaurecht geschehen. Burghardt fordert auch langfristige Mitbestimmungsmodelle für die Bewirtschaftung des künftigen Areals.
Der Zeitplan bleibt weiter straff, bis zum 19. Dezember soll das städtebauliche Konzept stehen, Ende Januar 2020 soll es öffentlich präsentiert und abschließend diskutiert werden. Auf dieser Basis kann das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg die unterbrochene Arbeit an einem Bebauungsplan wieder aufnehmen. »Bis Herbst 2021 wollen wir eine Planreifeerklärung«, sagt Scheel. Schon das jetzige Ziel sei sehr ambitioniert, entgegnet er jenen, denen das nicht schnell genug geht. »Es ist wichtiger, am Ende ein funktionierendes Projekt zu haben als so etwas wie den BER, der nicht fertig wird«, findet Roberta Burghardt.
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