- Kommentare
- Ibrahim Miri
Die Axt am Asylrecht
Der »Fall Miri« könnte schlimme Folgen haben, meint Christian Klemm
Wenn ein Mensch in Deutschland Schutz beantragt, muss ihm ein Asylverfahren ermöglicht werden – ganz egal, ob er ein somalischer Bürgerkriegsflüchtling ist oder das ehemalige Mitglied einer Bremer Verbrecherorganisation, das vor Monaten bereits aus der Bundesrepublik ausgewiesen wurde. Die Chancen auf ein erfolgreiches Verfahren stehen bei »Deutschlands gefährlichstem Clan-Boss« (»Bild«) Ibrahim Miri, der trotz Einreisesperre in die Bundesrepublik gelangt ist, vermutlich nicht sehr gut. Innenminister Horst Seehofer hat die Bundespolizei inzwischen aufgefordert, die deutschen Grenzen strenger zu kontrollieren. Der CSU-Mann lässt sich nur ungern von AfD und Pegida-Wutbürgern sagen, dass er tatenlos Kriminelle einreisen lasse.
Seit Tagen fordern Boulevardmedien und Teile der Politik eine unverzügliche Abschiebung Miris nach Libanon. Doch damit nicht genug. Der vorliegende Fall dient dazu, das Asylrecht als zu großzügig darzustellen. Dass es vor mehr als 25 Jahren geschleift wurde, bis nur noch das Grundgerüst übrig blieb, fällt in der aktuellen Debatte natürlich unter den Tisch. Doch mit Gauland, Weidel und Höcke im Nacken findet sich vermutlich eine Möglichkeit, erneut die Axt anzulegen – bis am Ende kein Somalier überhaupt noch die Chance hat, Asyl zu erhalten.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.