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Kein G20-Staat beim Klimaschutz auf 1,5-Grad-Kurs
Treibhausgas-Ausstoß der 19 Industrie- und Schwellenländer und der Europäischen Union steigt weiter
Berlin. Die G20-Staaten tun einer internationalen Untersuchung zufolge weiterhin zu wenig, um die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Der Treibhausgas-Ausstoß der 19 Industrie- und Schwellenländer und der Europäischen Union steige weiter, heißt es im »Brown to Green«-Report, den das Netzwerk Climate Transparency am Montag veröffentlichte - drei Wochen vor Beginn der UN-Klimakonferenz in Madrid. Im vergangenen Jahr nahmen die Emissionen demnach um 1,8 Prozent zu.
Die führenden Industrie- und Schwellenländer der G20 sind für 80 Prozent des Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich. Deutschland schneidet demnach vor allem in den Bereichen Verkehr und Gebäude im G20-Vergleich nicht gut ab, die Emissionen pro Kopf liegen deutlich über dem Durchschnitt. Auf Kurs für das 1,5-Grad-Ziel ist dem Bericht zufolge auch kein anderes Land der Gruppe.
Die Wissenschaftler und Umweltschützer haben nur eine kleine, optimistische Botschaft: Rund die Hälfte der G20, darunter die EU, dürfte ihre bisherigen, selbst gesetzten, aber viel zu geringen Klimaziele übererfüllen. Anschließend könnten sie wie im Pariser Klimaabkommen vorgesehen im Jahr 2020 neue, ehrgeizigere Ziele vorlegen.
In dem Abkommen haben sich fast alle Länder der Welt vorgenommen, die Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen - viele Staaten und Experten halten das 1,5-Grad-Ziel für notwendig. Um knapp ein Grad hat sich die Erde schon erwärmt. Wenn die Staaten nur ihre aktuellen Klimaschutz-Zusagen erfüllen, dürften es Klimaforschern zufolge bis Ende des Jahrhunderts 3 Grad werden - mit katastrophalen Folgen für Gletscher und Polareis, Korallenriffe, Artenvielfalt - und auch für die Menschheit.
Der Klimawandel lässt das Risiko für extreme Hitze- und Kältewellen, Dürren, schwere Stürme und Starkregen schon jetzt steigen. Extreme Wetterereignisse kosten in den G20-Staaten dem Report zufolge jährlich rund 16.000 Menschenleben und führen zu wirtschaftlichen Einbußen von 142 Milliarden US-Dollar, rund 129 Milliarden Euro.
Die Bundesregierung hat in ihrem Klimapaket vor allem die Bereiche Verkehr und den Gebäudebereich ins Visier genommen. Beim CO2-Ausstoß für das Heizen und Kühlen von Häusern liegt Deutschland dem Bericht zufolge rund 50 Prozent über dem EU-Schnitt und doppelt so hoch wie der Durchschnitt der G20. Bei Neubauten sind die Standards demnach im Vergleich gut, müssten aber für die Klimaziele noch verschärft werden. Beim Verkehr liegt Deutschland mit seinen Pro-Kopf-Emissionen ebenfalls deutlich über dem G20-Schnitt von 1,13 Tonnen CO2 (ohne Flugverkehr): bei 1,99 Tonnen.
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Nach den Maßstäben des 1,5-Grad-Berichts des UN-Klimarats müssten die G20-Staaten ihren Treibhausgas-Ausstoß bis 2030 um mindestens 45 Prozent im Vergleich zu 2010 reduzieren, wie die Experten im »Brown to Green«-Report erläutern. Bis 2070 dürften sie unterm Strich keine Treibhausgase mehr ausstoßen. Das bedeutet, dass alle verbleibenden Emissionen ausgeglichen werden müssten. Dafür müsste der Verbrauch von Erdöl, Kohle und Erdgas drastisch sinken. Derzeit beziehen die G20-Länder 82 Prozent ihrer Energie - nicht nur für Strom, sondern auch für Verkehr und Heizungen - aus solchen fossilen Quellen. Und der Energiebedarf steigt.
»Der neue «Brown to Green»-Report zeigt, dass es in allen relevanten Bereichen Vorreiter unter den G20-Staaten gibt, die den Wandel zur Emissionsfreiheit vorantreiben«, so Jan Burck von der Nichtregierungsorganisation Germanwatch, der zu den Autoren des Reports gehört. »Allerdings geschieht dies bisher nur in Teilbereichen und bezogen auf die gesamte G20 noch deutlich zu langsam.«
Climate Transparency wird unter anderem von der Weltbank und vom Bundesumweltministerium unterstützt. Der »Brown to Green«-Report stellt seit 2015 jedes Jahr da, wie die G20 im Klimaschutz vorankommen. Die Mitgliedsstaaten sind Argentinien, Australien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Russland, Saudi Arabien, Südafrika, Südkorea, Türkei, die USA und die Europäische Union. dpa/nd
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