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Streit um das Olympiastadion
Innerhalb von »Fridays for Future« gibt es Streit um ein geplantes Großevent
Im Juni 2020 soll im Berliner Olympiastadion eine riesige »Bürger*innenversammlung« stattfinden. Dabei sollen mittels Online-Petitionen der Klimaschutz und andere Themen vorangebracht werden. Die Welt soll nach dem Event ein besserer Ort sein, versprechen die Initiatoren um einen Berliner Kondomhersteller. Die Idee, für 29,95 Euro pro Person die »Welt retten« zu können, stieß in den vergangenen Tagen auf viel Kritik. Auch bei »Fridays for Future« rumort es deshalb mächtig. Denn auf der Crowdfundingseite und im zugehörigen »Media Kit« erweckten die Organisatoren den Eindruck »Fridays for Future« gehöre zu den Mitveranstaltern. Auch ein Auftritt von Luisa Neubauer, einem der prominentesten Gesichter der Bewegung, verstärkte dieses Bild.
Am Montag forderte die Kölner »Fridays for Future«-Gruppe in einem Eilantrag an die bundesweite Koordination eine schnelle Klarstellung, dass die Bewegung nicht hinter dem Stadionevent stehe. In dem Antrag, der dem »nd« vorliegt, heißt es, es habe »nie eine Abstimmung« oder einen »Konsens« über die Veranstaltung gegeben. Die Kölner Gruppe äußerte massive Sorgen: »Als Folge verlieren wir gerade sehr stark den Rückhalt vieler linker Gruppen, welche kritisieren, dass wir mit einem Konzern zusammenarbeiten, und damit grünen Kapitalismus befürworten.«
Die Kölner Gruppe forderte eine Richtigstellung, dass bekannte »Fridays for Future«-Aktive das Event als Einzelpersonen unterstützen sowie die Löschung aller Beiträge, die den Eindruck erwecken, »Fridays for Future« stehe hinter der Veranstaltung im Olympiastadion. Mehr als 30 Ortsgruppen von »Fridays for Future« unterstützen die Forderung aus Köln.
Doch es gab auch kritische Stimmen. Große öffentliche Stellungnahmen zu der Veranstaltung lenkten vom Klimastreik am Freitag ab und passten deswegen grade nicht in die Öffentlichkeit, hieß es. In eine ähnliche Richtung ging auch das Veto der »Fridays for Future«-Gruppe aus Villingen-Schwenningen. Inhaltlich stimme man der Kritik aus Köln zwar zu. Man befürchte aber »Schäden an der Bewegung«, die mit einer schnellen öffentlichen Klarstellung einhergingen. Medien könnten dies als »komplette Distanzierung« aufnehmen. Jetzt solle erstmal innerhalb der Bewegung das Verhältnis zum Event im Olympiastadion geklärt werden.
Carla Reemtsma, Sprecherin von »Fridays for Future«, bestätigt gegenüber »nd« das Veto gegen den Antrag aus Köln. Sie betont, dass »auch prominente Sprecher*innen von 'Fridays for Future' noch Privatpersonen« seien und dass Luisa Neubauer und Clara Meyer die Veranstaltung als solche unterstützten. Außerdem verweist Reemtsma auf ein aktuelles Statement der Berliner »Fridays for Future«-Gruppe, in der diese klar stellt, sich als »unterstützend und beratend« bei dem Olympiaevent zu sehen und weder Initiator noch Mitveranstalter zu sein.
Man wolle, wie viele andere auch, die inhaltlichen Forderungen und Petitionen mit vorbereiten. Den Begriff der »Bürger*innenversammlung« kritisiert die Ortsgruppe. Die Veranstaltung im Olympiastadion käme einem »Event« näher als einer repräsentativen und demokratischen Versammlung.
Die Organisatoren des Events werben allerdings weiterhin auch mit dem Namen »Fridays for Future Berlin« für die Veranstaltung. Am Donnerstag will sich die Gruppe um den Kondomhersteller erstmals öffentlich zu der bisher aufgekommenen Kritik äußern. Ob man von »Fridays for Future« unterstützt wird, dürfte dabei auch zur Sprache kommen.
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