- Politik
- Italien
»Sardinen« protestieren gegen Rassisten
Zehntausende demonstrieren in Rom gegen die extrem rechte Lega von Matteo Salvini
Rom. Zehntausende Menschen sind am Samstag in Rom gegen Rassismus und Nationalismus auf die Straße gegangen. Die Kundgebung auf der Piazza di San Giovanni in der italienischen Hauptstadt war der bisherige Höhepunkt der sogenannten »Sardinen«-Bewegung, die erst vor einem Monat in Italien im Protest gegen die extrem rechte Lega-Partei entstanden war. Die Organisatoren gaben die Teilnehmerzahl im Anschluss mit »mehr als 100.000« an. Die Nachrichtenagentur Ansa zitierte Polizeikreise mit »rund 35.000«. Der Platz ist ein traditioneller Kundgebungsort der Gewerkschaften und der Linken.
»Die Idee war, den Platz zu füllen, und ich würde sagen, das Ziel ist erreicht«, sagte Mattia Santori, einer der Gründer der Bewegung. Auf dem Platz seien Menschen zusammengekommen, die noch zwischen Politik und Marketing unterscheiden könnten. »Wir hoffen, dass die Gewalt aus der politischen Sprache verschwindet«, sagte er weiter. Die »Sardinen« wollten keine andere Bewegung ersetzen und niemanden von den Plätzen verdrängen, sagte Santori.
Viele der Demonstranten trugen Bilder und Figuren von Sardinen bei sich. Die »Sardinen« hatten sich am 14. November als Flashmob in Bologna gebildet, als der Chef der rechten Lega, Matteo Salvini, dort eine Wahlkampfkundgebung abhielt. Ziel der jungen Organisatoren war es, mehr Menschen zusammenzubringen als Salvini und den größten Platz der Stadt eng gedrängt wie Sardinen zu füllen. Dies gelang, und die Sardine wurde zum Symbol der Bewegung.
Sie richtet sich nach den Worten ihrer Urheber gegen Intoleranz, Nationalismus und Rechtsextremismus. Sie will nicht zu einer Partei werden. In den vergangenen Wochen gab es Demonstrationen in zahlreichen anderen italienischen Städten. Nach Aussage Santoris gab es am Samstag auch »Sardinen«-Kundgebungen in 25 anderen europäischen Städten. Am Sonntag wollen rund 160 Vertreter der »Sardinen« in Rom über die zukünftige Strategie der Bewegung beraten.
Salvinis Lega ist in Umfragen mit gut 30 Prozent die mit Abstand stärkste Partei in Italien. Nach dem Sieg der extremen Rechten bei der Regionalwahl in Umbrien Ende Oktober hofft der frühere Innenminister auch auf einen Erfolg in der Region Emilia-Romagna Ende Januar, einer traditionellen Hochburg der Linken. Die »Sardinen« setzten auf einen Stimmungswandel. Für Samstag hatte Salvini kurzfristig einen »No Tax Day« gegen Steuererhöhungen mit Kundgebungen in mehr als 20 Städten angesetzt. Er selbst trat in Mailand auf und forderte dort baldige Neuwahlen in Italien. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.