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Freunde, Feinde, nette Nachbarn
Seine Freunde kann man sich nicht immer aussuchen.
Kann man sich seine Freunde aussuchen? Schön wär’s ja. Wer zum Beispiel der Bundesregierung vorsteht, hat mit dem US-Präsidenten befreundet zu sein. Oder zumindest so zu tun, aus Gründen der Staatsräson.
Als Angela Merkel ins Amt gelangte, bekam sie es mit George W. Bush zu tun, einem ausgemachten Widerling. Nach ein paar Jahren hatte sie ihn überstanden. Es folgte Barack Obama, dem die Herzen zuflogen, weshalb er irrtümlich sogar den Friedensnobelpreis bekam.
Doch kein Glück währet ewig, und Merkel hat nun Donald Trump am Hals. Den Übergang in den Ruhestand hat sie sich gewiss schöner vorgestellt, als sich mit einem verhaltensauffälligen Halbstarken zu plagen, der andauernd privat mit dienstlich verwechselt. Im Vergleich mit ihm wirkt George W. Bush wie der nette Nachbar.
Trump ist der einzige Mensch, der jemandem die Pest an den Hals wünscht und ihm dabei ein Kilo Ahornsirup ums Maul schmiert. So wie er es mit seinem angeblichen Freund Kim Jong-un tut. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde.
Als Angela Merkel noch jung war, dürfte sie sich für die Fußballweltmeisterschaft 1974 in der Bundesrepublik interessiert haben. Die DDR war zum ersten und einzigen Mal dabei; irgendein Fußballpolitgott hat mitgemischt, als sie ausgerechnet mit der BRD in eine Vorrundengruppe gelost wurde. Das Spiel ging in Hamburg über die Bühne, wo Merkel geboren ist.
Zur Eröffnungsfeier im Frankfurter Waldstadion schickte die DDR ihren Schlager-Superstar Frank Schöbel, Fußballfan und Hobbykicker. Er hatte zwei Songs geschrieben und wollte im Stadion »Der Fußball ist rund wie die Welt« schmettern. Die Zeile »Und wenn einer zum anderen hält, trifft der Ball, klarer Fall« ist sozusagen der Soundtrack zu den ewigen Weisheiten des Sepp Herberger.
Die DDR-Oberen aber verlangten - es war ja gerade Entspannung angesagt - das andere Lied. Und so gab der Ostsänger im Westen »Freunde gibt es überall, auf der ganzen Welt« zum Besten. Eine These, die sich im Lichte der deutschen Vereinigung durchaus differenziert darstellt.
Dass Merkel mal für den gesamten Laden zuständig sein würde, konnte damals niemand wissen. Sie regiert mit sich ständig ändernder Besetzung; schwierig für Freundschaften. Gerade erst hat die SPD wieder mal ihr Spitzenpersonal ausgewechselt. Noch erntet man Bewunderung, wenn man die Namen fehlerfrei aufsagen kann: Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken. Die SPD-Linke Hilde Mattheis wollte sie auf dem letzten Parteitag mit einer flammenden Rede unterstützen, was in dem Ausruf gipfelte: »Mit Walter und mit Eskia kriegen wir das hin!«
Wie gesagt: Seine Freunde kann man sich nicht immer aussuchen.
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