Unerwünscht

Der Student Jakob Lindenthal muss Indien vorzeitig verlassen.

  • Natalie Mayroth
  • Lesedauer: 2 Min.

Seit dem 12. Dezember gehen in Indien Zehntausende gegen ein neues Einbürgerungsgesetzt auf die Straße. Unter den Studierenden, die als erste mit Transparenten und Postern gegen das Gesetz loszogen, war auch Jakob Lindenthal. Der Dresdner Physikstudent wurde nun wegen der Teilnahme an den Protesten aufgefordert, das Land zu verlassen.

Nach Ansicht vieler diskriminiert das neue Gesetz Muslim*innen, da es nur nicht-muslimischen Minderheiten aus den Nachbarländern Pakistan, Bangladesch und Afghanistan den Zugang zur indischen Staatsbürgerschaft erleichtern soll. Doch das widerspricht Indiens Auffassung einer säkularen Nation.

Der 24-Jährige Lindenthal kam Ende August für einen Austausch an das Technologieinstitut IIT Madras ins südindische Chennai. Bei einer Demo dort trug er ein Schild mit den mahnenden Worten »1933-1945 – wir haben es erlebt« und »Keine Demokratie ohne Widerspruch«, womit er auf Deutschlands NS-Vergangenheit anspielte. Sein Protest wurde von lokalen Medien begleitet. Ebenso löste seine nun erzwungene Ausreise ein großes Echo in Indien hervor. Der Oppositionspolitiker Prakash Ambedkar kritisierte die »Abschiebung« des Deutschen. Andere dankten dem Studenten auf sozialen Medien für seine Warnung vor Faschismus. Lindenthal, der in Deutschland in einer Hochschulgruppe und bei der Grünen Jugend aktiv war, schrieb auf Facebook: »Diese Ereignisse zeigen, dass politische Freiheit und Rechtsstaatlichkeit die Unterstützung von Millionen offener Augen und lauter Stimmen brauchen.« Der Physikstudent, der vor seinem Aufenthalt in Indien ein Freiwilligenjahr als Feuerwehrmann in Tansania absolviert hatte, wolle nun zu seiner Familie nach Nürnberg.

Neben Lindenthal wurde auch eine norwegische Touristin aufgefordert, Indien zu verlassen. Sie habe ebenfalls durch ihre Teilnahme an Demonstrationen gegen die Visumsvorschriften verstoßen. Nach Medienberichten sind während der zum Teil heftigen Proteste insgesamt 25 Menschen ums Leben gekommen.

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