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Soleimanis langer Leichenzug
Iran begräbt toten General / Iraks Parlament fordert Abzug ausländischer Truppen
Berlin. Mit großem Pomp lässt die iranische Führung den durch einen US-Angriff getöteten Anführer der Quds-Brigaden, Qassem Soleimani, begraben. Im staatlichen Fernsehen versprach Präsident Hassan Ruhani der Tochter des Ermordeten, Rache zu nehmen, während Zehntausende die sterblichen Überreste durch das Land trugen. Soleimani war in der Nacht zu Freitag getötet worden.
US-Präsident Donald Trump drohte derweil, 52 Ziele in Iran anzugreifen, sollte es Racheakte Teherans geben. 52 war auch die Zahl US-amerikanischer Geiseln, die 1979 nach der Stürmung der Botschaft in Teheran festgehalten wurden. Parallel protestierten auch in zahlreichen US-Städten Menschen gegen die Tötung des Generals und einen drohenden Krieg.
Abseits aller Demonstrationen und Drohungen gab es auch die ersten politischen Reaktionen: Am Sonntag stimmte eine Mehrheit der Abgeordneten in Bagdad in einer Dringlichkeitssitzung für einen Abzug aller ausländischen Truppen aus Irak, die Teil des US-geführten Bündnisses zum Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sind.
Das Parlament forderte auch, dass ausländische Truppen den irakischen Luftraum künftig nicht mehr nutzen dürften. Der Beschluss des Parlaments verpflichtet die Regierung des geschäftsführenden Ministerpräsidenten Adel Abdel Mahdi, das Gesuch um militärische Hilfe im Kampf gegen den IS zurückzuziehen. Zuvor hatte das Oberkommando der US-geführten Koalition angekündigt, ihre Aktivitäten aus Sicherheitsgründen einzuschränken.
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Die Regierung in Teheran kündigte zudem einen weiteren Teilausstieg aus dem internationalen Atomabkommen an. Noch am Sonntagabend sollte eine entsprechende Entscheidung fallen, hatte die Nachrichtenagentur Isna den Sprecher des Außenministeriums in Teheran, Abbas Mussawi, zitiert.
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