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Überfälliger Schritt
Jana Frielinghaus über die Einführung einer Wohnungslosenstatistik
Endlich soll regelmäßig behördlich erfasst werden, wie viele Menschen auf der Straße leben und wie viele in von Kommunen vorgehaltenen Notunterkünften untergebracht sind. Zuvor fand die Regierung jahrzehntelang nichts dabei, die Berichterstattung über das Ausmaß des Problems und die Minimalversorgung der Betroffenen weitestgehend karitativen Einrichtungen und Ehrenamtlichen zu überlassen.
Die gewonnenen Erkenntnisse sollen genutzt werden, um Wohnungslosigkeit effektiver zu bekämpfen. Das wird umso dringlicher, als bezahlbare Unterkünfte Mangelware sind. Wohnungslosigkeit ist deshalb längst kein Randgruppenphänomen mehr. Die Elendsgestalten unter Brücken und in Bahnhöfen sind eine Minderheit unter jenen, die kein eigenes Dach mehr überm Kopf haben. Viel größer ist die Zahl der Untergebrachten und derer, die bei Bekannten auf der Couch schlafen. Gerade die Zahl Letzterer ist schwer zu ermitteln.
Das alles ist Resultat des Jahrzehnte hochgehaltenen politischen Dogmas »Privat vor Staat«. Die Massenverkäufe von Wohnungen in öffentlicher Hand haben die Verschärfung des Problems verursacht. Jetzt gegenzusteuern, ist für den Staat teuer und wird bestenfalls mittelfristig substanzielle Erleichterung für Wohnungslose bringen - unter denen immer mehr alleinerziehende Frauen und ihre Kinder sind.
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