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Ein Wirtschaftssystem für reiche Männer
Weltweit verrichten Frauen und Mädchen laut Oxfam zwölf Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit - pro Tag
Würde alle weibliche Arbeit bezahlt, würde das ziemlich teuer für den Kapitalismus werden. Denn Frauen und Mädchen leisten den Löwenanteil unbezahlter Haus- und Pflegearbeit. Weltweit sind das täglich über zwölf Milliarden Stunden, wie die Organisation Oxfam in ihrer am Montag veröffentlichten Studie »Time to Care« berechnete. Dies entspricht der Entwicklungsorganisation zufolge einem Gegenwert von mindestens elf Billionen US-Dollar pro Jahr.
Oxfam veröffentlichte die Studie anlässlich des an diesem Dienstag im schweizerischen Davos beginnenden Weltwirtschaftsforums, wo auch dieses Jahr wieder zahlreiche Wirtschaftsführer und Staatschefs wie US-Präsident Donald Trump zu Gast sein werden. Auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg hat ihr Kommen angekündigt.
Unterdessen verschärft die Klimakrise Oxfam zufolge die Situation von Frauen in ländlichen Gebieten armer Länder, weil etwa die Wege zu Wasserstellen länger und Krankheiten wie Malaria und Cholera häufiger werden. Oxfam fordert deshalb Investitionen, die Frauen und Mädchen entlasten. So könnten Wasserleitungen und die Versorgung mit regenerativer Energie den Zeitbedarf für die Beschaffung von Wasser und Feuerholz mindern. Gleichzeitig fließt aber nur ein Prozent der deutschen Entwicklungshilfe in Programme, mit denen vor allem Frauen und Frauenorganisationen unterstützt werden.
Eine Folge dieser unbezahlten Arbeit ist, dass Einkommen und Vermögen ungleich verteilt sind. So besitzen dem Oxfam-Bericht zufolge Männer 50 Prozent mehr Vermögen als Frauen. Hierzulande zeigt sich der Druck auf Frauen bezüglich der Hausarbeit auch im sogenannten Gender Pay Gap. 21 Prozent beträgt dieser Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen. Wird eine Frau Mutter, verschlechtert sich ihr Einkommen im Vergleich zu Männern, die Väter werden, und im Vergleich zu Frauen ohne Kindern langfristig sogar um 61 Prozent.
»Diese Zahlen sind Ausdruck eines Wirtschaftssystems, das vor allem für wohlhabende Männer funktioniert«, sagte Ellen Ehmke, Analystin für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland. Weltweit erbrächten Frauen und Mädchen jedes Jahr Pflege- und Sorgeleistungen, die das Vermögen der Superreichen bei Weitem überstiegen. »Aber während die einen sich zurücklehnen und ihre Dividendenschecks zählen können, taucht die Leistung der anderen nicht einmal in einer Wirtschaftsstatistik auf«, so Ehmke.
»Die wachsende Ungleichheit ist eine kranke Entwicklung, die die Demokratie unterhöhlt«, erklärte der Vizevorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Fabio De Masi. Etwa 2000 Personen besäßen insgesamt 60 Prozent des weltweiten Vermögens, während die Hälfte der Menschheit über fast nichts verfüge. »Insbesondere Frauen und Mädchen sind dabei die globale Reservearmee unbezahlter Arbeit, welche die Ungleichheit verschärft«, so De Masi.
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