Ein Festival ohne Motto
Bald beginnt die 70. Berlinale: Einiges ändert sich künftig, vor allem sind die Bären von den Plakaten verschwunden
Unser Ziel war es nicht, die Berlinale zu ändern«, betonte der neue künstlerische Leiter, Carlo Chatrian, auf der Pressekonferenz am Mittwoch. Und nein, das ist nicht das Motto des 70. Filmfestivals. Es gibt kein Motto mehr, und das ist gut so.
Das Ausbleiben eines Mottos ist eine der Änderungen, die unter der Leitung von Chatrian und Mariette Rissenbeek gemacht wurden. Die wichtigste Veränderung jedoch ist die Einführung einer neuen Sektion, »Encounters«, in der dieses Jahr 15 Filme und Dokumentationen gezeigt werden. Dafür wurde die Kategorie »Außer Konkurrenz« abgeschafft. Die neue Sektion soll nun »ein besonderes Maß an Freiheit« versprechen. Die Kriterien für Filme, die in die neue Sektion Eingang gefunden haben, waren »Mut« und die »Suche nach einer neuen Sprache«. Eine dreiköpfige Jury soll künftig über drei Preise entscheiden, die in dieser Sektion verliehen werden - für den »Besten Film«, die »Beste Regie« und einen »Spezialpreis der Jury«.
Auf der diesjährigen Berlinale-Pressekonferenz wurden vor allem die Titel der Wettbewerbsbeiträge präsentiert. 18 Filme aus 18 Ländern konkurrieren um den Goldenen Bären, darunter drei sogenannte Berlin-based-Filme: »Berlin Alexanderplatz« (Deutschland/Niederlande) von Burhan Qurbani ist eine freie Verfilmung des gleichnamigen Romans von Alfred Döblin. In »Schwesterlein« (Schweiz) von Stéphanie Chuat und Véronique Reymond geht es zum Teil um die Berliner Theaterszene. Auch »Undine« von Christian Petzold spielt in der deutschen Hauptstadt.
Einige andere Titel, die dieses Jahr im Wettbewerb laufen, sind: »The Roads Not Taken« (Vereinigtes Königreich) von Sally Potter mit Javier Bardem und Salma Hayek, »Siberia« (Italien/Deutschland/Mexiko) von Abel Ferrara mit Willem Dafoe und »Never Rarely Sometimes Always« (USA) von Eliza Hittman.
Eines der Highlights des Festivals könnte der Film »Sheytan vojud nadarad« (Es gibt keinen Satan) des iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof sein. Er stand in den vergangenen Jahren in Iran oft unter Hausarrest oder hatte Ausreiseverbot und konnte deshalb bei den meisten der Weltpremieren seiner Filme nicht anwesend sein. Ob er dieses Jahr nach Berlin reisen kann, ist noch unklar.
Trotz einer relativ großen Zahl an Berlin-Filmen wird die 70. Berlinale mit einer New Yorker Coming-of-Age-Geschichte eröffnet. »My Salinger Year« des Regisseurs Philippe Falardeau wird zum Auftakt des Festivals am 20. Februar seine Premiere feiern. Insgesamt werden in allen Kategorien 340 Filme gezeigt - 60 weniger als letztes Jahr. Das komplette Programm liegt derzeit noch nicht vor. Auch die Namen der Jurymitglieder sind noch nicht bekannt. Vor Kurzem verkündete das Festival nur den Namen des Jurypräsidenten: Jeremy Irons. Eine umstrittene Personalie, vor allem, weil der Schauspieler in der Vergangenheit sexuelle Belästigung von Frauen verharmlost hat.
Auf dem Festivalplakat, das extra zum 70. Jubiläum entworfen wurde, ist nur noch der Buchstabe »B« und die Zahl »70« zu lesen, und es ist in drei Farben gehalten: Gelb, Rosa, Lila. Minimalistisch, eventuell sogar ein Bauhaus-Versuch? Aber eher ein gescheiterter Versuch. Ob vielleicht irgendwann der Bär zurückkommt?
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