Der Anfang vom Austritt

Großbritannien verlässt die EU

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

War da was? Gute dreieinhalb Jahre nach dem Brexit-Referendum ist Großbritannien in der Nacht zu Sonnabend aus der Europäischen Union ausgetreten. Doch passiert ist erst einmal nichts - kein Schlagbaum ist gefallen, keine Zollkontrolle hinzugekommen, nicht einmal der gewaltige Big Ben erklang.

Der britische Premier Boris Johnson, der den EU-Austritt mit allen Mitteln durchsetzte, wollte sich lediglich in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung wenden und an die »Stärke und Einheit« des Königreichs erinnern, obwohl diese derzeit doch mehr Wunsch als Wirklichkeit ist. Nur Stunden zuvor bekräftigte die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon, ein zweites Unabhängigkeitsreferendum abhalten zu wollen. Johnson könne »nicht ewig dem Willen der Schotten im Weg stehen«, sagte sie der »Welt«.

Johnson ist seinem Ziel mit dem formalen Austritt des Landes zum 31. Januar zwar einen Schritt näher gekommen. De facto aber bleibt zumindest bis Jahresende fast alles beim Alten. Bis hin zum Risiko eines harten Brexit, das weiterhin besteht. Denn in der nun begonnenen Übergangsfrist müssen London und Brüssel erst noch über die künftigen Beziehungen zueinander verhandeln.

Sollten sie sich in den nächsten elf Monaten nicht auf ein Abkommen - oder wenigstens Teile davon - einigen, würde es keinen freien Waren-, Dienstleistungs- und Personenverkehr mehr zwischen der britischen Insel und dem europäischen Festland geben. Die gut drei Millionen EU-Bürger in Großbritannien und mehr als eine Million Briten in EU-Staaten würden viele Rechte verlieren, die ihnen das Leben im Ausland bisher erleichterten oder überhaupt erst ermöglichten.

»Das ist das Ende. Breakup, fertig.«
Jon Worth über die Sorgen von Briten im EU-Ausland, Labours Fehler und seinen Stinkefinger in Berlin

47 Jahre nach dem Beitritt Großbritanniens zur damaligen Europäischen Gemeinschaft geht mit dem Brexit eine Ära der fortwährenden Erweiterung der EU zu Ende. Getrennte Wege gehen London und Brüssel deswegen aber noch lange nicht.

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