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Buttigieg und Sanders vorne
Ex-Bürgermeister aus South Bend bei Delegiertenstimmen vorne / Sanders gewinnt meiste Stimmen
Des Moines. Nach der chaotischen ersten Vorwahl der Demokraten im US-Präsidentschaftsrennen wird mit Spannung erwartet, ob sich die vorläufigen Ergebnisse bestätigen. Teil-Resultate sehen den aufstrebenden Ex-Bürgermeister Pete Buttigieg vorne - zumindest, wenn es um die Anzahl der für den Parteitag vergebenden Delegierten geht. Der 38-Jährige kam nach Auszählung von 71 Prozent aller Wahlbezirke im Bundesstaat Iowa auf die meisten Delegiertenstimmen - dicht gefolgt von dem linken Senator Bernie Sanders, wie die Demokratische Partei in Des Moines am Dienstag mitteilte.
Die Senatorin Elizabeth Warren rangiert demnach auf Platz drei. Der als einer der Favoriten gehandelte Ex-US-Vizepräsident Joe Biden liegt bislang nur auf einen schwachen vierten Platz. Chaos bei der Auszählung hatte die Verkündung von Ergebnissen extrem verzögert.
Nach Berechnungen des Fernsehsenders CNN kommt Buttigieg nach diesem vorläufigen Stand auf 26,8 Prozent der Delegiertenstimmen. Buttigieg sprach von einem »erstaunlichen Sieg« - ganz gleich, was als nächstes passiere. »Ich habe noch nie so sehr an unsere Kampagne, an unser Team und an unsere Vision geglaubt, die uns an diesen Punkt gebracht hat.« Buttigieg sprach in Laconia im Bundesstaat New Hampshire. Dort ist am kommenden Dienstag die zweite Vorwahl der Demokraten geplant.
Iowa hatte die Vorwahl bereits am Montagabend (Ortszeit) abgehalten. Wegen einer schweren technischen Panne bei der Demokratischen Partei zog sich die Veröffentlichung aber ungewöhnlich lange hin. Die Entscheidung in Iowa fiel nicht in Wahllokalen, sondern bei »Caucuses« - vielen Hundert zum Teil ganz kleinen Parteiversammlungen. Bei diesen Treffen verteilt über den ganzen Staat stimmten Demokraten und Republikaner in einem komplizierten Prozedere darüber ab, wen sie für den besten Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei halten.
Buttigieg kam nach dem vorläufigen Stand der Auswertung auf 26,8 Prozent der Delegiertenstimmen, Sanders auf 25,2 Prozent. Mit einigem Abstand folgen demnach Warren mit 18,4 Prozent und schließlich Biden mit 15,4 Prozent. Viele US-Medien berichten vor allem über die Delegiertenstimmen. In Iowa werden 41 Delegiertenstimmen vergeben für den Nominierungsparteitag im August, wo ein siegreicher Kandidat mindestens 1991 Delegierte erreichen muss.
Nach der Umrechnung der Delegiertenstimmenprozente in tatsächlich Delegierten erhalten laut New York Times sowohl Pete Buttigieg als auch Bernie Sanders 13 Delegierte. Elizabeth Warren erhielte demnach 10, Joe Biden nur 4 und Amy Klobuchar 1 Delegierten. Weil die Zahl der Delegierten nur ein Prozent aller über 4000 zu vergebenden Delegierten entspricht, hat Iowa daher nur symbolische Bedeutung. Das gilt auch insgesamt für die aktuelle knappe Führung von Pete Buttigieg in den Delegiertenstimmen.
Denn: In den fast allen anderen Bundesstaaten gibt es keinen Caucus wie in Iowa, sondern eine Vorwahl, wo die Zahl der abgegebenen Stimmen entscheidet. Und in dieser Metrik liegt Sanders in Iowa vorn. Er erhielt nach Auszählung von 72 Prozent der Stimmen sowohl im ersten als auch im zweiten Wahlgang die meisten Stimmen in Iowa mit laut derzeitigem Auswertungsstand 24,4 und 26,2 Prozent. Kurz dahinter kommt Pete Buttigieg mit 21,4 und 25,2 Prozent.
Der Unterschied zwischen Buttigieg Führung bei den Delegiertenstimmen und Sanders Führung bei der absoluten Stimmenanzahl ist auf die Caucus-Regeln zurückzuführen. Kleinere und ländliche Wahlbezirke erhalten in Iowa im Vergleich zu städtischen und bevölkerungsreichen relativ mehr Gewicht. Buttigieg hatte vor allem in ersten Wahlkampf gemacht, während die Stärke von Sanders in von Colleges und Universitäten dominierten (Klein)Städten und ihren vielen jungen Wählern liegt.
Bis wann die restlichen Daten und damit das Endergebnis vorliegen werden, war zunächst unklar. Bei den Republikanern gewann der Amtsinhaber, US-Präsident Donald Trump, erwartungsgemäß mit einer überwältigenden Mehrheit von gut 97 Prozent der Stimmen. Er hat als Amtsinhaber parteiintern keine ernstzunehmende Konkurrenz.
Bei den Demokraten, bei denen das Rennen hart umkämpft ist, ging die Auswertung der Ergebnisse jedoch komplett schief, was zu einer enormen Verzögerung bei der Verkündung der Ergebnisse führte. Die Demokratische Partei machte einen Programmier-Fehler in einer App zur Übertragung der Wahl-Resultate für das Chaos verantwortlich. Die Präsidentschaftsbewerber reagierten frustriert, enttäuscht und wütend auf die Verzögerung. Bidens Team meldete Zweifel an den Ergebnissen an und beklagte sich über »erhebliche Mängel« in dem Auszählungsprozess.
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Der Chef der Demokratischen Partei in Iowa, Troy Price, sagte am Dienstag, was in der Wahlnacht passiert sei, sei »inakzeptabel«. Er bitte dafür zutiefst um Entschuldigung. Die nun vorgelegten vorläufigen Zahlen seien absolut korrekt. Weitere Ergebnisse würden veröffentlicht, sobald sie vorlägen.
Für Biden zeichnet sich mit dem vorläufigen Ergebnis eine schmerzhafte Schlappe ab. In nationalen Umfragen führt er das Feld der demokratischen Präsidentschaftsbewerber zwar an. In Iowa hatte er in Umfragen ebenfalls über lange Strecken vorne gelegen. Zuletzt hatte Sanders ihn dort jedoch überholt. Zwischenzeitlich hatte auch Buttigieg in Umfragen in Iowa geführt.
Der Ex-Bürgermeister aus South Bend im US-Staat Indiana ist mit 38 Jahren der Jüngste unter den demokratischen Präsidentschaftsbewerbern und die große Überraschung der Iowa-Vorwahl. Vor einem Jahr war Buttigieg auf nationaler Ebene in den USA noch weitgehend unbekannt, doch der Demokrat zog mit seiner Wahlkampagne nach und nach viel Aufmerksamkeit auf sich und fuhr zwischendurch immer wieder erstaunliche Umfragewerte ein.
Iowa ist mit seinen drei Millionen Einwohnern auf nationaler Ebene kein Schwergewicht und schickt im Sommer auch nur wenige Delegierte zu den Nominierungsparteitagen von Demokraten und Republikanern. In dem kleinen Staat hat sich aber in der Vergangenheit oft gezeigt, wer am Ende als Kandidat seiner Partei das Rennen macht. Die Signalwirkung ist also groß. Wer in Iowa nicht unter den ersten drei seiner Partei landet, dessen weitere Aussichten gelten als trübe.
Kurz nach Iowa steht am 11. Februar die nächste Vorwahl in New Hampshire an. Auch dort liegt Sanders in Umfragen unter den demokratischen Präsidentschaftskandidaten vorne - mit deutlichem Abstand zu Biden. Sanders zeigte sich vor Anhängern in Milford zuversichtlich, bei der Vorwahl in New Hampshire zu gewinnen. Er sagte mit Blick auf Trump: »Lasst uns den gefährlichsten Präsidenten in der modernen Geschichte Amerikas besiegen.« Am 3. März folgt im Rennen um die Kandidatur die nächste große Wegmarke: der »Super Tuesday« mit Abstimmungen in mehr als einem Dutzend US-Bundesstaaten. Die Vorwahlen ziehen sich insgesamt bis Juni hin.
Auf Nominierungsparteitagen küren Demokraten und Republikaner im Sommer dann endgültig ihre Präsidentschaftskandidaten - die Demokraten im Juli in Milwaukee, die Republikaner im August in Charlotte. Zu diesen Parteitagen werden aus jedem Bundesstaat Delegierte geschickt. Bei den Vorwahlen wird bestimmt, wie viele dieser Delegierten die jeweiligen Kandidaten auf sich vereinen können. Die Präsidentschaftswahl steht schließlich am 3. November an. dpa/nd
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